Ostergarten

Ostergarten

„Die beste Botschaft der Welt mit allen Sinnen erleben – ein Erlebnis für die ganze Familie“. Jetzt wird es also ernst, ich möchte die Probe aufs Exempel machen und bin beim [Projekt Ostergarten] dabei. In den letzten Wochen ist das Aufbauteam in die Zielgerade eingeschwenkt und hat die Hälfte des Gemeindezentrums in das biblische Jerusalem umgebaut. Die Andreas-Gemeinde feiert sechs Wochen lang ihre Sonntagsgottesdienste mit der Baptistengemeinde und Karfreitag/Ostern mit dem pfingstkirchlichen Christus-Centrum mit – eine bemerkenswerte Entscheidung. Beim Begleiter-Coaching sind wir über 30 Leute, jede/r ist mind. 10 Mal dran, dazu noch Assistenten bei den Führungen, Café-Teams, immer 2 Adhoc-Seelsorger/innen, Telefondienst, Technikerpräsenz und die Handwerker, die das Projekt auch fortlaufend betreuen – hier kommt eine ganze Gemeinde mit ihren Freunden auf Trab! Die Führungen sind so aufgebaut, dass die Einzelnen in den Besuchergruppen zu einer persönlichen Stellungnahme zu Kreuz und Auferstehung Jesu eingeladen werden, und dass wir als Begleiter auch davon erzählen, was uns der Glaube bringt. Der Ostergarten ist also eminent evangelisierend! Im „Obergemach“ sprechen wir von „Jesu Abschiedsmahl“, um nicht Konflikte mit den Abendmahlsverständnissen der verschiedenen Konfessionen heraufzubeschwören. Dennoch sind es regelrechte Agapefeiern, bei denen ein „Abschiedsmahldiener“ die Fußwaschung andeutet und die weiteren Gesten Jesu mit Brot und Traubensaft vollzieht, während der/die Begleiter/in die Geschichte erzählt. Wir haben die kleinen tönernen Einzelbecher des Abendmahlsgeschirrs aus der Tochtergemeinde ausgeliehen.

Inkl. Einspringdienste habe ich über 30 Führungen gemacht, ganz viele davon vormittags mit Kindern vom Vorschul- bis ins Jugendalter. Eindrücklich war auch die Mitternachtsführung mit den Teilnehmern der Gründonnerstagnacht aus der benachbarten katholischen Kirche und ihrem Schwesternkonvent. Der Flugzeugabsturz in den Alpen mit 150 Toten hat der Golgatha-Station vor dem großen Kreuz noch eine bedrückende Brisanz beschert, bei dem etwas mehr als im Drehbuch zu sagen war.

Mein absoluter Ostergarten-Favorit war die Szene am Grab und der Durchgang durch die dunkle Grabhöhle in den strahlend hellen und blumengeschmückten Auferstehungsraum hinein. Wir hatten dort eine Seifenblasenmaschine, die jung und alt gleichermaßen zum Tanzen animierte.

Sehr berührend waren die Kommentare der Kinder an der Zettelwand: „Jesus, ich wollte dich im Grab sehen, aber du warst weg!“ – „Gott, du bist ein toller Mensch“ (2000 Jahre christl. Theologie auf den Punkt gebracht) – „Jesus, du brauchst in deinem Grab keine Angst zu haben“ – manchmal ist die Osterbotschaft auch nicht so ganz richtig rübergekommen: „Gott und Jesus, schade dass ihr tot seid, ihr wart so toll“ und darunter hatte jemand geschrieben: „Komisch, heute morgen habe ich noch mit beiden gesprochen…“ Wir hatten auch eine „Klagemauer“ aufgeschichtet, in die man Gebetszettel hineinstecken konnte. Die Ostergarten-Gebetsgruppe hatte Mühe, die zahlreichen Gebetsanliegen aufzugreifen, die zum Teil äußerst persönlich waren. Die Zettel wurden an mehreren Abenden jeweils zu zweit gelesen und durchgebetet.

Fotos, Eindrücke und Kommentare [auf unserer Facebook-Seite]

Fazit:
Das Projekt Ostergarten hat im Vorder- und Hintergrund viele Menschen in Bewegung und in tatkräftige Unterstützung gebracht. Am Ostersonntagabend konnten wir auf 5.200 Besucher zurückblicken, davon über 1.000 Kinder. Im Café wurden unzählige gute Gespräche geführt und wir konnten viele Menschen nachdenklich machen. Die katholische Kirchenpresse hat uns unerwartet stark unterstützt, das Lokalradio hat ein ausführliches Interview gesendet. Der Ostergarten hat immens evangelisiert, aktiv wie passiv! Die Entscheidung der Gemeinde für den Ostergarten war ein schöner Erfolg und hat auch die Gegenstimmen letztlich überzeugt. Die Finanzierung (ein fünfstelliger Betrag…) aus den Sponsorengeldern vieler Firmen und den Erträgen des Cafés konnte eine dicke schwarze Zahl schreiben.

Während dieser drei Wochen habe ich viele Gemeindemitglieder persönlich kennengelernt. Noch nie habe ich so viele Glaubensgespräche geführt wie in diesen Wochen. Noch nie habe ich soviel und oft gebetet (vor jedem Einsatz zusammen kurz mit „meinem“ Diener/in und seit Januar jeden Mittwochabend in der Gruppe). Ich frage mich, „in welchem „Film““ ich eigentlich mit meinem pastoralen Beruf bisher war… Noch nie zuvor war ich am Passions- und Ostergeschehen so dicht dran wie in diesem Jahr, und ich habe schon viele Karfreitags- und Osternachtliturgien mitgefeiert! Ein Gott, der nicht „mit dem Pomp der Weltpromis daherkommt“ (Helmut Thielicke), sondern den Weg aller an der Ungerechtigkeit dieser Welt Gescheiterten geht bis „ins Reich des Todes hinab“, aber dort das „Tor zum Leben“ für alle eröffnet, der ist mir sehr nahe gekommen. Ihm habe ich gerne geöffnet, als er bei mir angeklopft hat (Offb. 3, 20). Den Weg, den er mir jetzt gezeigt hat, will ich gerne gehen.

Diese aktiven „freikirchlichen Schnupperwochen“ haben bei mir den Impuls verstärkt, vorerst für ein Jahr in der Andreas-Gemeinde bleiben zu wollen und zu lernen, wie die persönliche Begegnung Jesu mit mir auch anderen Menschen helfen kann, verantwortlich mit Jesus auf dem Lebensweg zu sein. Drei Jahre nach dem Mannheimer Katholikentag bin ich selbst soweit, „den „Aufbruch zu wagen““.

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