Das „Französlein“

Das „Französlein“

„Francesco”, so soll der Vater von Giovanni Battista Bernardone (1181–1226) aus Assisi in Umbrien seinen Sohn wegen eines in dessen Geburtsjahr erfolgreichen Geschäfts als Tuchhändler mit französischen Partnern geneckt haben.

Dieser Francesco, Franziskus, hat die Christenheit nachhaltig geprägt, bis heute, über alle Konfessionen hinweg.

Auch er ist einer von denen, die Träume haben und sich von inneren Bildern leiten lassen. „Francesco, baue meine Kirche wieder auf“, damit weiß er sich von Jesus berufen und setzt das wortwörtlich an drei verfallenden Kirchen in die Tat um. Bis er merkt, dass damit die Kirche als Ganzes gemeint war. So kann er sich gegen Widerstände vom Papst Innozenz III. (1180–1216) seine Lebensregel für die „Gemeinschaft der minderen Brüder“ nur deshalb anerkennen lassen, weil dieser Papst selbst auch einen Traum hatte, in dem Franziskus die wankenden Mauern der Kirche stützte.

Schnell schließen sich ihm Weggefährten an, die die Bibel neu für sich entdeckt hatten und auch ein Leben in Armut, Ehelosigkeit und gegenseitigem Aufeinander-Hören führen wollten. Franziskus ist nicht Priester gewesen und wollte dies auch nie. Er hat als „Laie“ gelebt und gehandelt.

Franziskus könnte der Patron für Gemeindewachstum und Gemeindeaufbau sein. Warum?

1. Weil er von seiner Berufung überzeugt war und sie auf für andere anziehende Weise gelebt hat;

2. Weil er zwar als Einzelner angefangen hat, aber möglichst schnell Gleichgesinnte als Team gewonnen hat;

3. Weil er die Bestätigung durch Wort- und Kirchenführer gesucht hat.

Es bedarf nur einer einzelnen Person, um eine Gruppe in Bewegung zu bringen. Wenn Profil und Format (nicht umgekehrt!) stimmig sind, kann man um Bestätigung und Beauftragung bei der nächsthöheren Instanz oder gleich an der Spitze der Organisation nachsuchen.

Fazit für unsere Postmoderne:

1. Entscheidend ist das geistliche Profil einer Vision bzw. einer Zielperspektive. Der Start geschieht mit einem missionarischen Glaubenskurs.

2. Nicht eine Führungspersönlichkeit bestimmt über den Fortschritt, sondern ein Team. Erneuerung ist synodal verfasst.

3. Nicht die Hauptamtlichen geben Struktur und Weg (Methode) vor, sondern die Träger der Charismen, die gebraucht werden. Dazu müssen sie und die Gemeinde ihr Charismenprofil kennen. Wofür es keine Verantwortlichkeiten gibt, können auch keine Aktionen gestartet werden. Umgekehrt: Was sich als neues, ungewohntes Projekt abzeichnet, wird auch umgesetzt, auch gegen Widerstände, selbst dann, wenn sie hochamtlich daherkommen.

Franziskus hat das so gemacht. Ich muss die Kirche nicht retten. Aber wir, als Gemeinschaft, als neue Gemeinde, können Kirche ganz neu leben, gestalten und strukturieren (bitte: erst als Letztes!). Franziskus ist ja nicht der Einzige, der so gehandelt hat. Den „Masterplan für Evangelisation“ finden wir ja schon bei Jesus („Wir haben den Messias gefunden“ – „Komm und sieh“, Joh. 1, 39–41). „Evangelii Gaudium“ von dem Papst, der sich als Erster traute, den Namen Franziskus anzunehmen, führt diesen Masterplan für 2013 und „die kommenden Jahre der Kirche“ (EG 25) aus. Die deutschen Bischöfe machen in „Gemeinsam Kirche sein“ 2015 einige bemerkenswerte „Nägel mit Köpfen“. Und wir? Arbeiten wir weiterhin unbeeindruckt daran, dass die Kirche (besonders ihr römisch-katholischer Zweig in Westeuropa) sich selber abschafft?

Meine drei Highlights der Romwallfahrt waren:
Der [Gottesdienst in den Katakomben], das [Abendgebet mit der Gemeinschaft von St. Egidio] und die Stunden danach in Trastevere, und die Begegnung mit St. Franziskus in Assisi mit den Gottesdiensten unserer Pilgergruppe in Greccio und im Eremo delle Carceri 800 m hoch in den Bergen.