Delegiertentagung

Delegiertentagung

An der jährlichen Delegiertentagung des [Mülheimer Verbands] (MV) darf ich als Gast teilnehmen – ein Ergebnis des MV-Treffens beim [Willow-Creek-Leitungskongress] in Hannover, wo ich bei der Bielefelder Crew am Tisch saß und ich gefragt wurde, ob ich denn auch zur „DT“ kommen würde, die dieses Mal in der Philippus-Gemeinde in Bielefeld stattfinden würde. Nun also ein tieferer Einblick in die Verbandsstruktur, und vielleicht auch etwas „hinter die Kulissen“ des Images der eigenen Gemeinde!

Der MV hat 2015 seine aktualisierte „DNA“ in Kraft gesetzt und [veröffentlicht], d.h. sein Leitbild und sein Programm. Nun geht es an die Umsetzung, und das zentrale Thema der DT 2016 war, (wie könnte es auch anders sein, wenn ich mir die Kongress- und Seminarthemen anschaue, auf die mich der Heilige Geist in meinem „freiwilligen Jahr“ mit der Nase gestoßen hat…) Leitung, Selbstführung, Leiterförderung und geistliche Begleitung! Der MV wird als Bundesverband Menpower freistellen, um die Mitgliedsgemeinden bei der Fortbildung ihrer Hauskreis- und Arbeitsbereichsleiter zu unterstützen. Darüber hinaus werden Coaches ausgebildet, damit jeder Leiter, seien es Pastoren/innen oder andere Leitungsfunktionen in den Gemeinden, ein spirituelles Mentoring in Anspruch nehmen kann – ein Trend, der in den katholischen Bistümern und auch einigen Landeskirchen schon erkannt wurde und für den entsprechende Ausbildungsstandards geschaffen wurden. Der MV wäre gut beraten zu schauen, was es dort und in den einschlägigen Bildungseinrichtungen schon gibt. Das Rad muss ja nicht immer neu erfunden werden.

P. Hans-Peter Pache [Lukasgemeinde Berlin] hielt dazu ein persönlich emotionales und daher eindringliches Plädoyer für geistliche Begleitung, spirituelles Mentoring, bzw. er nannte es [„Gospel-Coaching“], das jeder Mitarbeiter in leitender Funktion in Anspruch nehmen sollte. Besonders den Pastoren/innen legte er es ans Herz. Er hatte einen kleinen Fragebogen dazu unter den Teilnehmern verteilt. Überrascht hat mich, dass ungeniert nach der persönlichen Beichtpraxis gefragt wurde. Das Thema Beichte ist im MV offensichtlich nicht unbekannt und spielt im Zusammenhang mit geistlicher Begleitung eine bedeutende Rolle. Zum Beichtgespräch gehören Bekenntnis und Lossprechung. Es ist nicht nur ein Gespräch über Probleme oder die Bitte um Beratung. Ich weiß, dass Beichte (und auch Krankensalbung) in unserer (bei dieser Tagung selbstständig gewordenen) [Tochtergemeinde] zum offensiv angebotenen Pastoralprofil gehören.

Die DT ist eine Mischung aus der Jahreshauptversammlung des MV als e.V. mit seinen Formalien (Berichte aus den Kommissionen, Personalstruktur, Haushalt usw.), Fortbildungsblöcken mit entspr. Bibelarbeiten, Gebets- und Lobpreiszeiten und abschließender Abendmahlsfeier – ein sehr abwechslungsreiches Programm, dessen spirituellen und gottesdienstlichen Anteil ich in diesem Ausmaß in meinem Berufsleben nicht erlebt habe. Auch hier ist, wie beim Sonntagsgottesdienst vor Ort, das vernehmliche persönliche Beten und der seelsorgerliche Zuspruch in kleinen Gruppen ein Plus, das in seiner pastoralen Wirkung sowohl hinsichtlich der Zuwendung zum anderen, als auch der eigenen Auferbauung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Wenn die Zukunft der Kirche als charismatisch verstanden werden soll [wie es die deutschen kath. Bischöfe möchten], dann sollten sie eine solche Konferenzatmosphäre einmal erleben! Eine breite Kultur praktizierten, helfenden Gebets ist der Schlüssel für die Erneuerung der ganzen Kirche, die sie auch in ihrem gesellschaftlichen Kontext wieder anziehend machen würde. Außereuropäisch gelingt das besser, nicht nur in der freikirchlichen Pfingstbewegung.

„...alles ist bereit“ für die Eucharistie in den Tischgruppen
„…alles ist bereit“ für die Feier der Eucharistie in den Tischgruppen

Faszinierend für mich war (wiederum) die hohe Professionalität, mit der diese Tagung vorbereitet und durchgeführt wurde, und zwar mit Referenten aus den eigenen Reihen. Die Teilnehmer waren quer durch alle Generationen zusammengesetzt, aber mit eindeutigem Schwerpunkt auf jüngeren Erwachsenen, besonders in der Pastoren/innen-Riege. Der kleine MV mit seinen 4.500 Mitgliedern in 43 Gemeinden konnte 2015 zehn neue Pastoren/innen ordinieren (für deren Besoldung die Gemeinden aufkommen…) – ein Personalschlüssel, von dem Katholiken nicht einmal träumen dürfen! Zur DNA gehört auch eine Gemeindegründungs-Initiative, die von einer pastoralen Kommission vorangetrieben wird. Ich bekomme „Schmetterlinge im Bauch“ und werde anfragen, ob auch neue Gemeindeformate wie z.B. ein Gebetshaus zu solchen Neugründungen im MV gehören könnten.

Die [Philippus-Gemeinde Bielefeld] hat sich förmlich „die Beine ausgerissen“, um uns in ihren Räumen zu beherbergen und zu bewirten. Zum Standard der DT gehört seit einigen Jahren auch ein „festliches Abendbuffet“, das die Gemeinde mit eigenen Kräften ausrichtete und einige kulinarische Überraschungen bot. Diese leibliche Seite einer Konferenz macht es neben ihrer thematischen Effizienz und ihrer geistlichen Tiefe aus, dass es Highlights gab, die einfach nur wunderschön waren.


Was nehme ich mit nach Hause?

  • Ich konnte ganz viele Pausengespräche führen und neue Kontakte knüpfen. Das ging überraschend leicht. Die Geschwisterlichkeit unter den Teilnehmern und die Gastfreundschaft der Bielefelder haben mich stark beeindruckt.
  • Leitung und Führung sind mir noch einmal in ihrer Bedeutung als pastorales Handwerkszeug klarer geworden, und zwar vor allem als spirituelle Zuwendung im Gebet von Person zu Person. So kann eine charismatisch neu ausgerichtete Pastoral aussehen.
  • Ich fühle mich „im MV angekommen“. Das wird nicht ohne Konsequenzen für meinen „konfessionellen Brückenbau“ bleiben. Für meine Berufung in meiner Stadt sehe ich mich jedenfalls insgesamt durch die Erfahrungen dieses Jahres gut gerüstet.
  • Ein prophetisches Gebet meines Tischnachbarn hat mich sehr ermutigt, meinen Weg unbeirrt weiter zu gehen. Wieder hörte ich „fürchte dich nicht“ (2. Tim. 1, 7) und dass ich alles dem Wirken des Geistes Gottes überlassen könne: „Du musst überhaupt nichts puschen. Kultiviere Deine Aufmerksamkeit für Ihn. Er wird Dir zeigen, was Du wann tun kannst. Aber dann tue es auch!“ In der Philippusgemeinde Bielefeld geistert auch die Idee eines Gebetshauses durch den Kosmos. Wir haben uns vernetzt.

Was werde ich als nächstes tun? Zwar nicht innerhalb von 72 Stunden, aber meinen [Berufungs-Check] werde ich weiter vervollständigen und dann mit meinem Coach besprechen.

 

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