Geistermessen…

Geistermessen…

Gehversuche einer alten Kirche im digitalen Zeitalter… In Kirchenzeitungen und auf Facebook tobt die Diskussion um das Für und Wider von „Geistermessen“ – und wieder kommt hier für mich die ganze Hilflosigkeit zum Ausdruck, gepaart mit theologischer Begriffsverwirrung. Nein, ich verspotte sie nicht, die Übertragungen von Eucharistie- bzw. Abendmahlsfeiern aus leeren Kirchen. Aber sie werden der Situation nicht gerecht. Angemesssen wären Wortgottesfeiern. Was soll ein Mahl ohne Empfänger? „Geistige Kommunion“ ist ja auch nur ein Notbehelf und nicht der Normalfall, wenn aus welchen Gründen auch immer der Mahlempfang nicht angesagt ist. Ganz abwegig ist die Behauptung eines Pfarrers in der hiesigen Lokalzeitung, dass damit gemeint sei, der Priester empfange „stellvertretend für die Gemeinde“ die Kommunion. Also so etwas habe ich nicht gelernt, und ich bin in meiner Kindheit katholisch vorkonziliar sozialisiert… Man stelle sich vor, die Apostel wären beim Ursprungs-Abendmahl verhindert gewesen, und Jesus hätte also allein da zu Tisch gelegen, hätte das Passah gefeiert und für sich alleine „kommuniziert“ – brrrrr! Ähnlich beurteile ich die „Einzelkommunionen“, die in einer Kölner Kirche von zwei Amtsträgern angeboten werden: Ohne Feier der Eucharistie. Zu meiner Kinderzeit gab es sonntagsmorgens um 5:30 Uhr „Kommunionausteilung“ für die Hafenarbeiter, die von der Schicht auf dem Weg nach Hause waren. Die Sehnsucht nach Zeichenhaftigkeit und körperlicher Nähe muss ernst genommen werden, darf jedoch nicht mit Hokuspokus verwechselt werden. Mir ist das alles viel zu magisch.

Für mich ist Mt 18, 20 Realpräsenz pur!

Die klerikalistische Enge im Umgang mit Jesu Auftrag in der katholischen Kirche wird hier einmal mehr deutlich. Jesus Gegenwart ist eben nicht an sakramentale Zeichen gebunden, die ausschließlich von geweihten Personen vollzogen werden dürfen. An der Sache vorbei geht auch der Zisterzienser-Abt Pius Maurer aus Lilienfeld, der in der „Deutschen Tagespost“ zitiert wird: „Gerade in diesen schwierigen Tagen sollten Seelsorger die Gebetsgemeinschaft mit den Gläubigen pflegen“ – ja selbstverständlich, aber Gebetsgemeinschaft heißt doch nicht Eucharistie-/Abendmahlsfeier und sonst nichts! Vielleicht würden ihre Verfechter am liebsten noch einen Lieferdienst einrichten, natürlich nur durch geweihte Häupter… Ich merke, ich werde zynisch.

Wie kann es besser gemacht werden? Mit Hauseucharistie!

Oder nennt es von mir aus Agapefeier. Mir ist das dogmatische Hin und Her zwischen den konfessionellen Lehrinhalten eh suspekt geworden. In meiner (freikirchlichen) Gemeinde geht das in Treue und Einfalt so:

Wir feiern in diesen Tagen „Couchgottesdienste“ zu hause und vernetzen uns via Internet. Im [noch nicht eröffneten Ostergarten] gibt eine Dreiercrew musikalische und inhaltliche Impulse. Zu hause hat jeder Brot und Traubensaft (selbstverständlich kommt grundsätzlich kein Alkohol zum Einsatz) bereitgestellt, und dann feiern alle zusammen unter Anleitung unseres Pastors die Eucharistie – nein, keine „Ferneinsetzung“, sondern einer aus jeder Gruppe spricht die Deuteworte. So einfach ist das, so zeichenhaft, so gemeinschaftlich wie es nun einmal gerade geht (2 oder 3 oder halt die Familien), so sakramental, wie es der Hl. Augustinus beschrieben hat („accedat verbum ad elementum et fit sacramentum“). Die Vollmacht dazu hat Jesus denen gegeben, die hier in seinem Namen versammelt sind – hier ist er mitten drin. Das hat er so verheißen und nicht anders gemeint. Er hat nicht gesagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich nur zugegen, wenn ein geweihter Priester dabei ist und es eine Eucharistiefeier gibt“. In diesem Punkt ist die spirituell so reiche katholische Kirche ziemlich ärmlich und einseitig geworden. Schade. Und im Übrigen: Vollmacht und apostolische Sukzession nur als juristische Kategorien und für bestimmte Amtspersonen zu definieren, geht am geistlichen Gehalt ihrer Bedeutung vorbei und konterkariert unser Glaubensbekenntnis zum Thema Kirche.

So wie in St. Antonius Papenburg war es bestimmt nicht: Das letzte Abendmahl. Jesus reicht den Aposteln – die Mundkommunion! Auch so können Generationen von Gläubigen in die Irre geführt werden.

Fazit:
Vernetzung, per Telefon, per AV-Medien oder live zu zweit oder allein als Gebetsspaziergang, auf allen Kanälen, ja bitte, geistliche Impulse und Telefonseelsorge durch die Pastoralteams und andere ja bitte, TV- und Videogottesdienste oder Podcasts ja bitte, aber als Wortgottesfeiern und nicht als „Geister-Eucharistie“. Wenn Eucharistie, dann „richtig“ in Haus- oder anderen kleinen Gemeinschaften – aber das lässt ja das dogmatische und strukturelle Korsett der römischen Kirche nicht zu. Macht es trotzdem! Wem das Korsett wichtiger ist als der Mensch mit seinen Grundbedürfnissen, der hat seine Glaubwürdigkeit verloren und wird nach dieser Krise, die auch eine spirituelle Dimension hat, untergehen. Packen wir die Chancen jetzt beim Schopf!

Via Domradio Köln stelle ich gerade fest, dass ich mit meiner Meinung [nicht allein dastehe].