Fishermen for cellgroups!

Fishermen for cellgroups!

Wiedenest bei Bergneustadt –

früher eine betuliche Bibelschule zurückgezogener Brüdergemeinden, heute eine [pastorale Kaderschmiede] mit missionarischem Potential, offen und einladend. Zusammen mit der [Kirche für Oberberg] realisiert und hilft sie aktiv mit bei der „missionarischen Wende“, die alle Kirchen in Deutschland brauchen, besonders die Traditionskirchen. An der an viele Orte des gesamten deutschen Sprachraums gestreamten [dreijährigen Leiterschulung K5] nehmen an die 4.000 Personen fast aller Konfessionen teil! (Sogar Katholiken sollen „im Untergrund“ dazugestoßen sein, denn nach meiner Kenntnis hat sich bisher noch keine kath. Gemeinde getraut, bei diesem Programm offiziell mitzumachen. Schade.)

Zu den „Best Practice“-Beispielen von K5 gehört ein Seminar über „Evangelistische Jüngerschaftszellen“, das in Brasilien Furore macht. Das hatte nicht nur bei einigen Teilnehmern gezündet, sondern auch in der Akademie-Leitung. Daher wurde ein Wochenend-Kurs mit Roberto Bottrel anberaumt, dem Protagonisten dieses Pastoralmodells. Ganz kurzfristig habe ich erfahren, dass einige aus unserer Gemeinde hinfahren wollten. Sie hatten noch einen Platz frei… Auch für Wiedenest selbst war dieses Wochenende ein Schlüsselerlebnis, denn das nicht gedeckelte Anmeldevolumen führte die Kapazitäten der Versorgung bis über die Grenze des Möglichen hinaus. Mit so vielen Teilnehmern hatte keiner gerechnet!

Ankommen – das Auditorium wird noch ganz gefüllt sein.

Damit wird in diesem Jahr für mich nun in leicht veränderter Form etwas konkret, vor dem ich vor nicht allzu langer Zeit noch ziemlich viel Angst hatte: [Bergoglios Garage]. Was es jetzt anzupacken gilt, habe ich also „nie erträumt und nie erwartet“. „Das Unverhoffte gestalten“: Diese Motivation aus Taizé wird 40 Jahre später zu Hause zum Gemeindeprogramm. Was in den gegenwärtigen konfessionellen Strukturen der Traditionskirchen in Deutschland noch nicht möglich zu sein scheint, wollen kleine Crews von Gemeindemitgliedern an z. Zt. ca. 10 Orten bundesweit anpacken, so auch von meiner Gemeinde in Osnabrück ausgehend:

Wir wollen missionarische Zellgruppen ins Leben rufen, die sich innerhalb eines überschaubaren Zeitraums von ca. einem Jahr teilen, um wieder neue Zellgruppen zu bilden.

Solche Versuche sind nicht neu, sind aber meist daran gescheitert, dass es kein Mentoring- und Evaluations-System gab, aus dem neue Leitungspersönlichkeiten hervorgehen und geschult werden. Hinsichtlich solcher Kompetenz-Förderung sind die Freikirchen um Längen voraus!

Es sind zwei Herausforderungen, die zu berücksichtigen sind:

  1. Aufbau einer Mentoring-Struktur.
    Sie muss nicht vorher vorhanden sein, weil sie prozessimmanent entstehen kann. Also keine Angst vor Überforderung! Der Mensch wächst mit den Aufgaben!  Mit den ersten Zellteilungen braucht es auch eine Gruppe für die Zellen-Leiter und deren gegenseitige Supervision. So wird schrittweise ein Zellgruppen-Management aufgebaut, das allerdings von Gemeindeleitungen und Pastoren ein hohes Maß an Engagement bzw. Verantwortungs-Delegation verlangt.
  2. Konfessionsgrenzen sprengen
    Zellgruppen, die sich immer wieder teilen, werden bei uns sehr schnell die Gemeinde- und Konfessionsgrenzen überschreiten, denn es sind Milieugruppen aus dem Umfeld der Gruppenmitglieder. Viele Menschen in Deutschland haben zumindest im Westen in ihrer Kindheit noch eine kirchliche Sozialisation erlebt, und vielen, besonders im Osten, ist das aber auch gänzlich verloren gegangen. Wir werden ganz unbekümmert keinerlei Rücksicht auf die Konfessionen unserer Stadt nehmen. Wenn kirchlich Sozialisierte dazustoßen, umso besser, dann sollen sie in ihren Kirchen und Gemeinden weiter missionarische Jüngerschaftszellen bilden und zu deren Zukunftsfähigkeit beitragen!

Damit ist von vorn herein klar, dass es sich nicht um ein Gründungs- oder  Wachstums-Programm für eine Einzelgemeinde handelt, sondern dass hier der Grundauftrag aller Kirchen umgesetzt wird: Jünger machen (Mt. 28)! Evangelikale Hauskreise und kath. Kleine Christliche Gemeinschaften unterscheiden sich in dieser Hinsicht in keiner Weise. „Gründet Hauskirchen!“ hat Bischof Algermissen den 500 Feiernden zum [50-jährigen Jubiläum der Charismatischen Erneuerung] im Fuldaer Dom zugerufen. Bei dreien durfte ich schon mitwirken. Jetzt wird es ein Programm mit dem Ziel, alle in Osnabrück zu lebendigem, mündigen Christsein in einer persönlichen Beziehung zu Jesus einzuladen. Wir orientieren uns am [Modell von Roberto Bottrel] und an einigen Grundlagen des [r21-Exponential]-Netzwerks von Dave & Ron Ferguson. Auch in Belo-Horizonte/Brasilien gehören von den 16.000 Zellgruppen-Mitgliedern bei weitem nicht alle zur „Igreja Batista Central“.

Podium mit Vertretern schon gestarteter Initiativen in Deutschland
Karten mit 900 Namen potentieller Zellgruppen-Mitglieder, für die hier gerade gebetet wird.

 

 

 

 

 

 

 

Wir  sind fest davon überzeugt, dass Gott einen solchen Plan für alle Bürger unserer Stadt auf seiner Agenda hat. Immerhin hat bei neun Personen der Vortrag von Roberto Bottrel beim K5-Leitertraining gleichzeitig „gezündet“, und ich durfte in letzter Minute noch aufspringen. Das war „mein“ Kairos für die nächsten Jahre! Acht weitere Gemeindemitglieder haben beim Infoabend ihr Interesse an Mitarbeit bekundet. Mit 20 Personen könnten wir mit fünf Zellgruppen starten. Nächstes Jahr könnten es zehn Gruppen sein, übernächstes Jahr 20, in drei Jahren 40, dann 80, nach vier Jahren wären die Gemeindegrenzen überschritten, nach 13 Jahren die Stadtgrenzen … O.K., ein Traum, aber als unmittelbar von Joel 3, 1 Betroffener darf ich einen solchen Kirchentraum träumen …, und natürlich, es wird Schwund geben – in Belo-Horizonte haben letztlich 10% der Zellgruppen-Starter durchgehalten, und dennoch sind es innerhalb von 18 Jahren 12.000, die in einer der 2.230 dortigen Zellgruppen mit fast 500 Coaching-Gruppen mitmachen. Nur: Belo-Horizonte ist eine Zweimillionen-Stadt (2.523.790). Heruntergebrochen auf Osnabrück (168.145) hieße das Zahlenverhältnis für 18 Jahre: gut 800 Mitglieder in 147 Zellgruppen und 33 Coachinggruppen. Wenn man unternehmerisch an ein solches Projekt herangeht [„ecclesiopreneurship“] finde ich das durchaus realistisch.

(Krypta mit Gräbern von Eucharius und Valerius.Die Grabgruft mit Sarkophag der Albana. Foto: Abtei St. Matthias Trier)

Im alten Rom gegen Ende der Christenverfolgung sind bei 2 Mio. Einwohnern ca. 20 Hauskirchen dokumentiert (es dürften etliche mehr gewesen sein) – also wesentlich geringere Zahlen, und dennoch ist heute Sant’Egidio in Trastevere präsent, Friedensstifter mit weltpolitischer Resonanz, auch in Osnabrück mit einer Gruppe vertreten. Der erste christliche Hauskreis auf deutschem Boden entstand bereits um 250 n. Chr., zuerst noch als Untergrund-Kirche im Gartenhäuschen der christlichen Witwe Albana vor den Toren der damaligen Reichshauptstadt Trier (wo heute die Abtei St. Matthias steht). Der Hauskreis soll auch vagabundierenden Bischöfen Asyl gewährt haben. Dass diese aber den Hl. Petrus noch persönlich gekannt hätten, dürfte Legende sein. Dennoch: Am erhaltenen Sarkophag des ersten christlichen Ehepaares im heutigen Deutschland um Pioniergeist für die Zukunft des Glaubens zu beten, hat mich während einer [Ora-et-labora-Woche] im Kloster sehr berührt.

P. Karl Wallner hat bei [Meet Mission Manifest] darauf hingewiesen, dass Jesus  damals Fischer und Hirten berufen hat – wohl nicht ohne Grund, denn ihr beruflicher Erfolg ist auf Effizienz ausgerichtet! Viele Fische in ein Netz! Eine Herde mit Vielen! Jesus hätte sich ja auch Angler aussuchen können, die mal einen Fisch fangen, oder Schmuckdesigner, die an einem Werkstück arbeiten. Vielleicht wird es Widerstand in den etablierten Kirchen meiner Stadt geben – doch wer soll uns aufhalten? (2. Tim. 1, 6+7) Lebendiges, mündiges Christsein („Jünger machen“) steht in der DNA fast jeder Konfession. Wenn die Zahl der Gruppen nach dem natürlichen Prinzip der Zellteilung wächst, wird das nicht nur Gemeindegrenzen sprengen, sondern über kurz oder lang auch die herkömmliche Mainstream-Pastoral der Großkirchen aus den Angeln heben. Um es klar zu sagen:

Die von PP. Franziskus geforderte „missionarische Kehrtwende bis in die letzte Gruppierung und bis in den letzten Terminkalender hinein“ (EG 27+33) wird in den meisten Freikirchen konsequenter strategisch umgesetzt, als in den deutschen Traditionsgemeinden.

Sie sind vielerorts zu sehr mit sich selbst beschäftigt, und zwar mit der ängstlichen Sicherung der Kirche von Gestern. Erreicht werden damit Grauhaarige, die es in ein paar Jahren nicht mehr geben wird.  (Und: Skandale lassen sich damit bestimmt auch nicht bereinigen.) Zellgruppen-Mitglieder „gehen hinaus“, öffnen die Türen ihrer Wohnungen [oder anderer nicht-kirchlicher Orte] und laden ein, die ihnen nahe stehen – eine Geh-Kirche und kein Warten mehr auf Menschen, die sowieso keine Lust mehr auf Kirche in ihrer bisherigen Art haben!

„Small groups“ sind konfessionsübergreifend ein Strategie-Instrument beim Gemeindebau. Wohlgemerkt: Dies ist ein katholischer Trailer – aber leider nicht aus Deutschland…

Motivation (links) und nächster Schritt (rechts):

fresh-X Jahrestagung 2019
Für Jugendliche über 60 sehr geeignet!

Die Zeit bis nach den Sommerferien werden wir für eine zusätzliche umfassende Gruppenleiterschulung nutzen. Das Lehrmaterial dafür [gibt es z. T. auf deutsch], sonst in Englisch oder Portugiesisch. Die meisten von uns sind sowieso bei K5 dabei und arbeiten gegenwärtig kontinuierlich an ihrer spirituellen und pastoralen Leitungskompetenz. [Ich hab’s ja auch riskiert.]

Leiter stellen ihre Workshops vor. 2. v. re.: Roberto Bottrel

Mit der Gründung dieses neuen Arbeitszweigs wird meine Gemeinde für mich noch mehr „Zukunftswerkstatt Kirche“ in einer Zeit, in der Kirchen geschlossen und Gemeinden entsorgt werden. „Brauche ich die Kirche noch?“ fragen die nordostdeutschen kath. Kirchenzeitungen auf ihrer Titelseite von Nr. 5/2019 zum 03.02. (meinem Namenstag). Die röm.-kath. Hilflosigkeit, Unentschlossenheit und Unkoordiniertheit (bis in die Deutsche Bischofskonferenz hinein) brauche ich bestimmt nicht – aber ich brauche meine Gemeinde, und sie braucht auch mich, denn ich kann ihr viel zurück geben, und letztlich profitiert „meine alte Firma“ ja auch davon. Das ist ein Stück Katholizität einer Freikirche. „Win-Win“ nennen Unternehmens-Strategen so etwas.

[Hier alle Wiedenest-Vorträge von Roberto Bottrel] zum Nachhören auf Soundcloud!

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