… treffen sich in diesen Tagen Vertreter der katholischen Kirche Deutschlands, um nach den Dialog- und Synodal-Prozessen der letzten Jahre Pläne für die Zukunft der Kirche zu schmieden [Bericht bei domradio.de]. Zwar (noch?) nicht in den Räumen der Christus-Gemeinde des Mülheimer Verbands 🙂 , sondern in der „Bildungsstätte Wolfsburg“, aber beim [„MV“] könnte man viel über Entwicklungsprozesse und Zukunftsfähigkeit lernen! Hat sich doch diese kleine evangelikal-charismatische Freikirche aus einer ziemlichen Talsohle in den 80-er Jahren des vorigen Jahrhunderts heraus zu einer beziehungsstarken, fröhlichen, bürgerschaftlich engagierten und auf die Begleitung durch den Geist Gottes vertrauenden und damit wachsenden Gemeinschaft entwickelt!
Das „Geheimrezept“ dafür? Das können engagierte Christen in [„Evangelii Gaudium“] unter Nr. 3 und 164 lesen. Welche Aufgaben die Katholiken vor sich haben, steht in [„Gemeinsam Kirche Sein“], wo auf 51 Seiten 57 Mal das Wort „Charisma“ bzw. „charismatisch“ auftaucht. Was der Grund zur „Verdunstung des geistlichen Grundwasserspiegels“ (Franz-Josef Bode) bei den Mitgliedern ist und zum gesellschaftlichen Bedeutungsverlust geführt hat, kann man in der Liturgiekonstitution unter Nr. 9 lesen. Kurz: Die Einladung zur persönlichen Beziehung mit Jesus Christus (ja, das Konzil und bes. PP. Franziskus sprechen von „conversión“, was mit „Neuausrichtung“ nur sehr schlapp übersetzt ist) ist der Anfang aller Erneuerungs- und Reformbemühungen! Wir können den Freikirchen nur dankbar sein, dass sie „Bekehrung“ als pastorale Kategorie über die letzten Jahrhunderte gepflegt und in unsere Zeit „herübergerettet“ haben. Auch Katholiken u.a. muss klar sein, dass Christsein missionarisch ist („Wir SIND eine Mission!“, Franz-Josef Bode). Das in Jugendstufe und Arbeitswelt so oft geäußerte „Wir wollen ja nicht missionieren“ ist Verrat am Grundauftrag, den Jesus allen Gemeinden (und Konfessionen) aufgegeben hat. Bekehrung hat mit Fundamentalismus nicht das Geringste zu tun, ebensowenig wie Mission und Evangelisierung nicht mit Aufdringlichkeit und Manipulation.
Auf dieser Ebene liegen die Baustellen für die Zukunft. Das Herumkurieren an Symptomen wie Ehelosigkeit und Frauenpriestertum bringt den katholischen Tropus der Kirche Gottes nicht einen Schritt weiter. Wenn das kirchliche Bodenpersonal das eigene Programm nicht kennt, Basispapiere nicht liest und methodische Schritte über Generationen geflissentlich übergeht, muss man sich über die Folgen nicht wundern. In Mülheim hat man in den Jahren zwischen 1905 und 1909 den Aufbruch gewagt und sich dem Wirken des Heiligen Geistes gestellt und überlassen. Es war eine echte, breit aufgestellte Erweckungsbewegung (die Bahn musste Sonderzüge einsetzen!), der sich Ewig-Gestrige erbittert und bis hin zur Spaltung widersetzten. Wenn Katholiken nicht mehr einfällt, als die Sicherung der kirchlichen Ämterstruktur durch mehr Verheiratete und Frauen, dann wird genau durch diese „Dauerbrenner“ an diesem geschichtsträchtigen Ort deutlich, woran es mangelt und [in welche Richtung der Heilige Geist] weist.
Der Mülheimer Verband ist der älteste Teil der deutschen Pfingstbewegung. Seit 1967 ist diese inzwischen weltweite Bewegung auch in die kath. Kirche hinübergeschwappt. Mit PP. Franziskus ist einer ihrer Protagonisten nun erster Bischof der röm.-kath. Kirche: Vorher war er als Beauftragter der argentinischen Bischofskonferenz der geistliche Begleiter für die charismatische Erneuerung (CE) in der kath. Kirche Argentiniens.
„Papst Franziskus hat eine so entwaffnende Weise im Umgang und auch mit dem, wie er pastoral denkt, sodass ich mich innerlich auch mit dem, was ich hier immer gewollt habe, bestätigt und ermutigt fühle – die Synode war ein Beispiel dafür – und ich habe ihm bei dieser Begegnung gesagt: »Das erste Schreiben (Evangelii Gaudium), das war toll« und hab ihn so bisschen geknufft (lacht), das würde man bei einer hohen Respektsperson sonst gar nicht wagen, aber er ist gleich so unmittelbar, dass man das wagt.“ (Bischof Franz-Josef Bode, Osnabrück, im Interview.)
„Wagemutig sein, ohne Beschränkungen und Ängste“ (PP. Franziskus in EG 33), dem Heiligen Geist vertrauen („Fürchte Dich nicht!“), das sichere Boot konfessioneller Dogmatik verlassen (EG 26, 35, 47) und auf Jesus zugehen (EG 3), der seine Leute auf dem See Genezaret „überholen“ (!) wollte (Mk 6, 48), nachdem er gebetet hatte, damit bin ich offensichtlich nicht in schlechter Gesellschaft. 2. Tim. 1, 6-7 ist jetzt, nach einem Jahr, einmal mehr Basis und Berufung für mich.