„Die Katastrophe der Nazidiktatur fing in den 20-er Jahren an mit dem Untergang der politischen Vernunft“ sagte er sinngemäß in einer Talkshow. Die Parallelen zu den Tausenden, die in diesen Tagen den nationalistischen Rattenfängern in Dresden und anderswo hinterherlaufen, sind für mich unverkennbar.
Meine Mutter ist mit [Helmut Schmidt im selben Stadtteil] geboren und aufgewachsen („Barmbek-basch“ sagt man in Hamburg zu den Barmbekern, die sich nicht so leicht verbiegen lassen). Schmidt war ein Jahr jünger als sie. Als Butenhamburger bin ich traurig und dankbar. Helmut Schmidt hat seine Bindung an die ev.-luth. Kirche immer öffentlich bekannt, aber bedingt durch seine Kriegserlebnisse fiel es ihm schwer, Gott zu vertrauen („er hat Auschwitz zugelassen und vieles Andere“). In einem gemeinsamen [Interview mit Valéry Giscard d’Estaing] gibt es auch eine Phase, in der sich beide über Gott und den Glauben austauschen. „Ich bete nicht“, so Schmidt. Dennoch hat er mutig Verantwortung und auch öffentlich Mitschuld z.B. an der Exekution des Industriellen Hanns-Martin Schleyer durch deutsche Terroristen übernommen und getragen. Diese Geradlinigkeit, Wahrhaftigkeit und den Mut zum Anpacken auch unangenehmer Probleme wünsche ich mir für die Politiker unserer Tage. Helmut Schmidt ist für mich Vorbild.