Das Motto der [Internationalen Gebetswoche der Evangelischen Allianz] hat angesichts der weltweiten Fluchtbewegungen eine ebenso ungeplante wie aktuelle Brisanz. Dabei geht es eigentlich um das Gleichnis vom barmherzigen Vater (bzw. „verlorenen Sohn“) aus Lk. 15. Bei uns geht es jeden Abend durch einige der Mitgliedskirchen, die sich mit ihrem „liturgischen Profil“ präsentieren und in denen ein Nachbarpastor den geistlichen Impuls hält. Viel Zeit ist für Gebet und Lied vorgesehen.
Ich bin zum ersten Mal dabei. Ein Hauch von weltkirchlicher Katholizität durchweht die Abende – in Deutschland machen über 1.000 Gemeinden und Gemeinschaften mit, global sind es entsprechend mehr. Der [barmherzige Vater und der mütterliche Trost] Gottes bilden auch den Brückenschlag über alle Konfessionen, die nicht formell an der Evangelischen Allianz beteiligt sind, das Anliegen aber im Herzen mittragen – [bis ins Vatikanische Gästehaus] Stª. Marta hinein.
Die Impulse für die Abende orientieren sich an den einzelnen Erzählphasen von Lk. 15 und sind kurz und knackig, eine predigtdidaktische Herausforderung für evangelische Pastoren. Das Wieder-Heimkommen des Sohnes spielt auch im Seminarablauf von „Leben aus der Kraft des Heiligen Geistes“ [siehe Literaturliste] der CE beim Thema „Lebensübergabe/Tauferneuerung“ und „Geisttaufe“ anhand des berühmten Rembrandt-Gemäldes eine Rolle.
Der Abschluss der Allianz-Gebetswoche wird mit einem ausverkauften [Konzert von Albert Frey] und mit den Sonntagsgottesdiensten in den beteiligten Gemeinden gefeiert. Albert Frey ist das „Urgestein“ der deutschsprachigen Lobpreis- und Worship-Szene und entstammt der katholisch-charismatischen „Lobpreiswerkstatt Ravensburg“. Vor dem Konzert beten wir mit einer kleinen Gruppe eine Stunde für das Gelingen vor allem in geistlicher Hinsicht.
Die weltweite Allianz-Gebetswoche geht unmittelbar der [„Gebetswoche für die Einheit der Christen“] voraus, manchmal kollidieren sie sogar. An diesem Problem muss lokal weiter gearbeitet werden. Vielerorts wird bereits die Einheits-Gebetswoche in die Tage der Pfingstnovene vor Pfingsten verschoben, wo sie auch spirituell einen besseren Platz hat. Ein zweiter Schritt wäre, auch in den katholischen Gemeinden für die Allianz-Gebetswoche im Januar zu werben und die Termine zu veröffentlichen. Einen dritten Schritt würde [lokale Mitarbeit] bilden, Bochum, Ravensburg, Buxtehude u. a. machen es vor, wie Katholiken Mitglieder sein können. Für mich persönlich stellt die [„Lausanner Verpflichtung“] keine Hürde, sondern eine Basis dar (in der sogar die Anwendung des Wortes „unfehlbar“ keinen Knoten mehr darstellt, der nicht kooperativ gelöst werden könnte).
Angesichts der freikirchlichen Vielfalt und der zum Teil recht bescheidenen Mittel an Manpower und Ausstattung kommt mir auch wieder der Gedanke, warum es so viele [bunte Blumen auf Gottes Ackerfeld] geben muss und man nicht besser die Kräfte bündelt, stärker als eine lockere Allianz es vermag. „Willkommen zu Hause“ könnte auch dazu motivieren, dieses Zuhause zu renovieren, reformieren, umzubauen, auszubauen, anzubauen, mehr Platz zu schaffen. Kirche, Gemeinde, das sind immer Baustellen. Entscheidend ist der Eckstein, der den ganzen Bau zusammenhält, weltweit. Sein Wille soll geschehen, hier bei uns, in unseren sozialen Umgebungen.
Mein geistliches Zuhause ist biblisch, katholisch, evangelikal, charismatisch. Seitdem ich [Evangelii Gaudium Nr. 3] ab 3. Sept. 2014 auf mein Leben angewendet habe, hat mich Gottes Heiliger Geist neu auf sein Gleis gesetzt, auf dem ich sicher fahren darf. Mein Engagement für Kirche und Gesellschaft kann nur multikonfessionell sein. Dass es ein neues Gemeindeformat („Ekklesie“) sein kann, wird immer deutlicher. Ich vertraue auf Jes. 43, 18f. Manchmal muss (und darf!) halt einfach neu angefangen werden, „wie neu geboren“, so wie es Söhnen und Töchtern [bei Vater und Mutter zu Hause] ergeht.