…so die Übersetzung des Namens Ans-gar. Ich sitze im Bremer Dom, mit dem Gesicht nach Westen zur Orgel und der großen Fensterrosette, dahinter der Markt und die City mit ihrer hektischen Geschäftigkeit. Die Bänke sind dort so angeordnet, in drei Richtungen zur mittig im Mittelschiff befindlichen Altarinsel neben der prächtigen Renaissancekanzel. Ich bin nicht allein. An der großen Orgel nehmen ein Orgellehrer und ein fleißiger Schüler die 3. Orgelsonate in A-Dur von Felix Mendelssohn-Bartholdy auseinander. Einige Touristen (oder Flüchtlinge?) finden den Weg in die romanisch-gotische Kathedrale. Auch einige wenige Beter sind da. Unter der Bankreihe 25 berühren meine Füße die mutmaßliche Grabplatte des ersten Bischofs des mittelalterlichen Doppel-Erzbistums Hamburg-Bremen.
Ansgar, um 801 bei Corbie an der Somme geboren, wurde nach dem Tod seiner Mutter als Fünfjähriger in die Klosterschule der dortigen Benediktiner geschickt, wo er als junger Mann und später als Priestermönch blieb. 823 kam er als Leiter und Lehrer an die Klosterschule der Tochtergründung mitten in der sächsischen Wildnis in Corvey an der Weser. Er missionierte bei den Dänen und Schweden und gewann König Olaf für den christlichen Glauben. 831 wurde er erster Bischof von Hamburg. Obwohl er wenig Erfolg hatte, wird er als „Apostel des Nordens“ verehrt. Nach der Zerstörung Hamburgs durch die Normannen 864 floh er nach Bremen, wo er 865 starb. Sein Nachfolger Rimbert zeichnete in liebevoller Verehrung das Leben und die Persönlichkeit Ansgars, der in seinem Herzen ein Mönch, in seiner Tätigkeit ein Apostel war. „Er wollte den Blinden Auge, den Lahmen Fuß, den Armen ein wahrer Vater sein.“ Seine charakterliche Konsequenz, die Zielausrichtung seiner Planungen und persönlicher Mut „haben sich vereint mit seinen visionären Anlagen; Zeit seines Lebens erhielt Ansgar Weisungen durch Gesichte, Träume oder Auditionen. Wenn auch der bleibende Erfolg der Mission insgesamt nicht groß war, blieb doch die Erinnerung an seine charismatische Persönlichkeit bedeutend.“ [Ökumenisches Heiligenlexikon, 3. Feb.]. Ich habe einmal eine Seminararbeit über sein Leben geschrieben und war an seinen Wirkungsstätten im damaligen Sachsen und in der Normandie. Sein Missionszentrum Hamburg ist die Stadt meiner Kindheit.
Solche Missionare wie ihn können wir auch heute gebrauchen: zielorientiert, mutig, ganzheitlich, charismatisch. Mission und Motivation zur Evangelisierung fehlen den großen Kirchen in Deutschland weitgehend. „Heute von Gott reden, heute Gott bekannt machen, kann nur persönlich und mit Herzblut geschehen“, sagte Bischof Franz-Josef Bode 2014 beim Dialogforum in Magdeburg, und er zitiert PP. Franziskus: „Ich bin eine Mission. Man muss erkennen, dass man selber ,gebrandmarkt‘ ist für diese Mission, Licht zu bringen, zu segnen, zu beleben, aufzurichten, zu heilen, zu befreien“ (EG 273).
Bevor ich am Grab des Patrons meines Beinamens meine „stille Zeit“ gehalten habe, bin ich in der [Paulusgemeinde] gewesen, der größten Gemeinde des Mülheimer Verbands mit 800 Mitgliedern. Ein großer, modern um- und ausgebauter Bauernhof weit draußen im Vorort Habenhausen. Im dortigen Pastoralteam sind neben den drei Pastoren auch zwei Gemeindereferenten. Daniel Deutsch, als studierter Kulturwissenschaftler zuständig für Musik und Programmtechnik, empfängt mich herzlich und schenkt mir 1½ Stunden. Wir reden über unsere Werdegänge und er meint, gerade als Katholik sollte ich den Brückenschlag zur Evangelischen Allianz Osnabrück wagen. Auch aus Bremen und der Paulusgemeinde waren einige auf der „Mehr-Konferenz“ des Gebetshauses Augsburg Anfang des Jahres, und zwar auch schon 2015. Einige Gemeindeglieder haben daraufhin kurzerhand in einem ihrer Privathäuser in der Bremer Neustadt einen [Gebetsraum] hergerichtet und mit einer Initiative für ständiges Gebet begonnen. Dieses Projekt werde ich weiter im Auge behalten. Ich schlage Daniel vor, in Bremen einen Brückenschlag zur Charismatischen Erneuerung an der katholischen Marienkirche in Walle zu machen. Es gibt eine [stadtweite Gemeinde-Pilgeraktion] mit gegenseitigen Einladungen und Besuchen, an der sowohl die Paulusgemeinde als auch die kath. Gemeinde beteiligt sind. Eine gute und ganz aktuelle Gelegenheit! Und dann gibt es in der Paulusgemeinde neben dem Alpha-Kurs auch den Beta-Kurs für Menschen, denen Wachstum im Glauben wichtig ist. Das Kurskonzept könnte auch für die Andreas-Gemeinde und Osnabrück interessant sein. Meine Kontakte nach Bremen werden sich also auf mehreren Ebenen weiter entwickeln.
Das war ein guter Tag heute. Die Losung passte wieder einmal „wie die Faust aufs Auge“: Herr, du gabst unsern Vätern deinen guten Geist, um sie zu unterweisen. (Neh. 9,20) Und: Wir haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, dass wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist. (1. Kor. 2,12). Dank sei Gott für das Geschenk seines Heiligen Geistes an uns heute, 1151 Jahre nach Ansgar!
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