Nach meiner konfessionell-pastoralen Standort-Vergewisserung (siehe unten Punkt 4), aber noch vor dem Abschluss meiner Leiterfortbildungen und dem noch nicht ganz vollständigen Berufungs-Check fasse ich die Basics dieses Jahres als Volunteer in einer Gemeinde des evangelikal-charismatischen Mülheimer Verbands zusammen:
1. Programm
Auslöser für meinen Neuanfang ist der Masterplan von PP. Franziskus [„Evangelii Gaudium“], von dessen Nr. 3 ich mich [persönlich betroffen] sehe und die nicht nur Pflicht-Lektüre für alle pastoral Interessierten ist, sondern auch Einladung, Bekehrung konkret zu vollziehen, und zwar „noch heute“, also bis 24:00 Uhr!
- Evangelisierung ist die Grundidentität jeglichen kirchlichen Handelns. Das kann man in „Evangelii Nuntiandi“ von PP. Paul VI. in Nr. 14 nachlesen.
- Sie ist überhaupt erst Voraussetzung für die Feier der Eucharistie, wie es schon in der Liturgiekonstitution in Nr. 9 ausführlich biblisch begründet wird.
- Die Erstverkündigung (Kerygma) benennt Evangelii Gaudium in Nr. 164 als „die Mitte der Evangelisierungstätigkeit und jedes Bemühens um kirchliche Erneuerung“.
Soweit der kurze „rote Faden“ zur Verwirklichung des [2. Vatikanischen Konzils] (1962–1965) und den Zielen, ohne deren Umsetzung die kath. Kirche Europas und Nordamerikas ihren eingeleiteten gesellschaftlichen Bankrott weiter vertiefen wird. Keryma und Bekehrung („Conversión“) als pastoraler Weg (Methode) in die Zukunft der Kirche habe ich mehrfach, [bes. hier mit den o.a. Zitaten] ausführlich beschrieben. PP. Franziskus wirbt für einen lupenreinen evangelikalen Ansatz – und damit ist er zutiefst katholisch, denn bereits seine beiden Vorgänger haben darauf insistiert. Bemerkt haben es im katholischen Deutschland bisher nur wenige. Evangelikal hat mit den Basics kirchlicher Aufgaben zu tun. Fundamentalismus ist etwas anderes.
2. Konsequenzen
Der pastorale Masterplan muss in die jeweiligen nationalen Kontexte übersetzt werden. Das haben alle deutschen Bischöfe in [„Gemeinsam Kirche Sein“] versucht, indem sie (rechtzeitig zum Reformationsgedenken 2017) das gemeinsame Priestertum aller Getauften und Gefirmten begründet und mit dem traditionellen Klerikalismus gebrochen haben, der die kirchlichen Grundfunktionen (Glaubensdienst, Gottesdienst, geschwisterlicher Dienst) den Hauptamtlichen reserviert und die Gemeindemitglieder zu bloßen Empfängern ihrer Entscheidungen macht (vgl. auch EG 120). Das gemeinsame Priestertum baut auf Jesus Christus als Eckstein und die Entfaltung der Charismen der Einzelnen zum Nutzen aller. „Charisma“ ist der Schlüsselbegriff „gemeinsamen Kirche-Seins“. Das ist kein weiterer Appell, nicht noch eine Sprechblase, sondern ich sehe es als liebevolle Aufforderung zum Change-Management auf allen pastoralen Ebenen. Die Zukunft der Kirche können sich die Bischöfe also nur als im besten Sinne charismatisch vorstellen!
Allerdings verwechseln sie immer noch die Grundaufgabe der Kirche (Evangelisierung) mit „Quelle und Höhepunkt“ (Eucharistiefeier). Sie versuchen nämlich, die Quadratur des Kreises aufzustellen, indem sie die Antwort darauf schuldig bleiben, wie denn das Ziel einer sonntäglichen Eucharistiefeier erreicht wird, wenn keine amtlich dafür Beauftragten zur Verfügung stehen werden. Was zwischen Quelle und Höhepunkt gehört, ist bei uns leider nur hier und da Inhalt pastoraler Strategien. Es gehört auch nicht in die hl. Messe, denn sie ist kein Evangelisationsevent und kein Religionsunterricht. PP. Franziskus gibt ein ganz anderes Ziel vor: Jede Pfarrei soll sich zum „Zentrum ständiger missionarischer Aussendung“ (EG 28) entwickeln, also zum Evangelisationszentrum in ihrem kontextuellen Umfeld. Das ist erst sekundär eine Strukturfrage. Primär ist die Selbstevangelisierung der Kirche am Ort, ihrer Teams und ihrer Mitglieder (EG 174). Quelle der Evangelisierung ist das Wort Gottes, die Bibel. Um das Wort des Herrn kann und soll sich jede christliche Gruppe versammeln.
3. Perspektiven
Mein dritter Basistext kommt vom Präses des Mülheimer Verbands, Ekkehart Vetter. In seinem Buch „Jahrhundertbilanz – erweckungsfasziniert und durststreckenerprobt“ (Bremen 2009) anlässlich des 100. Jubiläums des Gemeindeverbands entwickelt Vetter Zukunftsperspektiven, die nicht nur für seine und meine evangelikal-charismatische Freikirche bedeutsam sind, sondern Wege für die ganze Kirche aufzeigt. Seine Worte wirken auf mich geradezu prophetisch, denn sie enthalten überraschend viele und wesentliche Schnittstellen mit Evangelii Gaudium von PP. Franziskus von 2013. Zwischen den Ausführungen beider liegen vier Jahre. Das hat mich derart begeistert, dass ich eine Synopse der beiden Texte angefertigt habe, die ich mit Erlaubnis Vetters [zur Verfügung stellen] darf.
4. biblisch · katholisch · evangelikal · charismatisch