So möchte die Evangelische Allianz Deutschland (EAD) ihre Strukturreform verstanden wissen, die nach ihrem Zukunftsforum 2019 in Hannover auch und gerade unter Corona vorangetrieben wurde. Es hat sich gezeigt, dass die Vereinsarbeit mit dem an die 70-köpfigen Hauptvorstand zu träge und schwerfällig für die inhaltlichen Themen der Arbeitskreise und für neue Ideen geworden ist. Allein die Versammlungstemine unter einen Hut zu bringen war eine fast unmögliche Herausforderung.
Die Allianz musste schlanker und agiler werden! Und sollte weiblicher werden – immerhin ist die Geschichte der Allianz mit ihrem zentralen Allianzhaus durch dessen Gründerin Anna von Weling ja schon Ende des 19. Jhdts. mit Frauenpower eng verbunden gewesen!
Nach umfangreicher Konsultation und Begleitung durch professionelles Organisationsmanagement wurde die Vereinsverwaltung von der inhaltlichen Arbeitsebene getrennt, die nunmehr als Netzwerk die Arbeitskreise und Runde Tische in einem Konvent vereinigt. Alle paar Jahre soll ein Allianz-Forum auch die Breite der Ortsallianzen und Mitgliedsorganisationen miteinander verbinden. Mit dem Netzwerk-Gedanken wurden die Organisationsformen einiger Ortsallianzen übernommen, so auch der Evangelischen Allianz Osnabrück, die schon länger in dieser Art und Weise kooperieren.
Der radikal auf 15 Mitglieder verkleinerte Verein bildet den strukturellen und finanziellen Rahmen des Allianz-Netzwerks. Für die Mitgliederversammlung und den Konvent wurden zwei Sprecherinnen gewählt.
Für den Vereinsvorstand gibt es künftig eine Doppelspitze, für die (noch?) keine Frauenquote gelten muss: Reinhardt Schink (bisher Geschäftsführer) und Frank Heinrich (auch politischer Beauftragter beim Deutschen Bundestag) arbeiten hauptamtlich und solidarisch mit den beiden Sprecherinnen zusammen. Neu ist ein hauptamtlicher Jugend- und Ortsallianzen-Beauftragter mit Fabian Backhaus (Bremen).
Das „neue Kapitel“ in der Geschichte der Evangelischen Allianz Deutschland wurde am 21. März 2023 mit einem Fest in Bad Blankenburg aufgeschlagen. Der alte Hauptvorstand samt Vorsitzendem Ekkehart Vetter wurde mit Grußworten aus der gesamten Deutschen Ökumene entpflichtet, und die neuen Verantwortlichen mit Bibelvers und Gebet in ihre neuen Aufgaben eingeführt. Musik und Lobpreiszeiten gehörten ebenso zur Feier, wie Ankommen mit kleinem Imbiss und Kaffeepause.
Interessante Gespräche zwischendurch und nach dem Abschluss drehten sich um die „Machtverteilung“ in der neuen Struktur und inwieweit das „neue Kapitel“ in den Ortsallianzen kommuniziert wird. Da manches durchaus noch offen ist und experimentiert werden darf, hat die Besinnung auf Leitung durch den Heiligen Geist und auf den Grund Jesus Christus besonderen Vorrang, denn er ist ja der „eigentliche Pastor“ seiner Kirche (Joh. 10, 11).
Beim abendlichen „Frage und Antwort“ an die beiden Vorstände wurde u.a. auf das offizielle Monatsmagazin EiNS hingewiesen, das Berichte und aktuelle Themen enthält, welche die EAD gerade umtreibt. IDEA ist mittlerweile eine selbstständige Nachrichtenagentur, die in ihrem „Spektrum“ zwar viel aus dem Allianzbereich berichtet, aber durchaus kritisch nicht unbedingt immer die Meinung der EAD wiederzugeben hat.
Was nehme ich mit nach Hause?
Wie schon auf vielen Kongressen mit freikirchlicher Beteiligung: Das Erlebnis von „Kirche 4.0“! So stelle ich mir geistliche Gemeinschaft vor, Kirche der Zukunft, jenseits allen konfessionellen Hickhacks. Konferenzen, auf denen immer wieder gebetet wird, oft mit der „Bienenkorb-Methode“ (in kleinen Gruppen, so wie man gerade sitzt). Es wird vernehmbar gebetet (wie bei Freikirchens üblich), und daher entsteht im Auditorium ein leises „Summen“ durch die Betenden.
Viele neue Kontakte und manch fröhliches Wiedersehen. Motivation für die eigene Arbeit im Leitungsteam der Ortsallianz. Ein bisschen stolz, dass meine Ortsallianz den Netzwerk-Gedanken der EAD schon vier Jahre lang vorweggenommen hat. Nein, bitte ein schlankes Netzwerk und keine Hierarchie (durch die Hintertür, wie es leider freikirchliche Gemeinden auch können, z.B. in amerikanischen Multisite-Gemeinden und deren europäischen Kopien). Da heißt es zwar nicht „Papst“, aber „Senior-Pastor“. Warum nicht einen „Kirchort“ in die Selbstständigkeit entlassen? Merkwürdig… Einfluss? Kontrolle? Macht? Kein Vertrauen in den Heiligen Geist.
Es tut auf jeden Fall gut, hin und wieder mal die eigene lokale Blase zu verlassen und den Horizont zu erweitern (Jes. 52, 4). Von anderen lernen. Prüft alles, und das Gute behaltet (1. Thess. 5, 21)!