Kein „Weg“, der irgendwie „synodal“ sein soll, sondern ganz normale Arbeitsgruppen, um das Leitbild unserer Gemeinde auf Vordermann zu bringen. Bisher hatten wir es von der Willow-Creek-Community abgeschrieben – aber die befindet sind in der Großstadt Chicago und nicht im Zentrum des Osnabrücker Landes. Wir haben es hier mit einem ganz anderen sozio-kulturellen Umfeld zu tun, was es Ernst zu nehmen gilt.
Unsere Arbeitsgruppen zum Leitbild haben Entscheidungskompetenz. Dennoch können sie ihre Vorstellungen nicht einfach der Gemeinde überstülpen. Es folgt noch eine abschließende Beratung über die Ergebnisse in der Gemeindeleitung (die nicht hierarchisch, sondern quasi synodal nach bürgerlichem Vereinsrecht verfasst ist), und dann die Beschlussfassung in der Gemeindeversammlung. Da stimmen dann alle mit ab! Demokratisch „bottom up“ und nicht von oben „top down“. Das Lehramt, wie wir Kirche sein wollen, sind wir selbst. Das funktioniert in Freikirchen schon seitdem es sie gibt. Unsere Gemeinde ist eine direkte Frucht der „Mülheimer Erweckung“ Anfang des 20, Jhdts., als nach dem 1. Weltkrieg die „Christliche Gemeinschaft“ auch in Osnabrück Fuß fasste.
Was haben wir in den vergangenen 1½ Jahren gemacht? Dieses Zeitfenster haben wir gebraucht, um in vielen Untergruppen und in drei Lesungen zu formulieren, wie wir uns als christliche Gemeinde verstehen, welche Ziele wir haben und mit welchen Strategien unsere Arbeitsbereiche in die Zukunft gehen wollen.
Wir werden sowieso schon seit vielen Jahren professionell begleitet durch die Natürliche Gemeinde-Entwicklung (NGE) mit ihren Werkzeugen zu regelmäßiger Evaluation. Für den Leitbildprozess haben wir die Gemeindeberatung unseres Gemeindeverbands herangezogen.
Unsere Strategie, die uns zum neuen Leitbild hinführen soll, haben wir mit dem CAR-Konzept erstellt:
Für mich überraschend, dass dieses Konzept viel Ähnlichkeit mit meinem persönlichen Gemeindebild hat, nämlich Gemeinde als „Betriebshof“ für den „Zug“ meines geistlichen Lebens, in den ich in Abständen immer mal wieder zur Reparatur hineinfahren darf.
Das Leitbild selbst wurde nach dem Sandbox-Modell entwickelt, das aus Unternehmensberatungen stammt:
Sechs Arbeitsgruppen haben die Brainstormings und gezeichneten Flipcharts von Gemeinde-Interessierten gesichtet, analysiert und zusammengefasst. Es sind also nicht nur Gemeindemitglieder in diesen Prozess involviert, sonden auch unsere Freunde/innen. So arbeiten wir also wirklich auf einer breiten Basis!
Wichtig für unser Verständnis, wie Kirche sein soll, sind drei Erkenntnisse zum Gemeindeformat:
1. Wir sind auf dem Weg. Unsere Gemeinde ist eine „Baustelle“ um den „Eckstein“ Jesus herum: Theologisch, pastoral, und diakonisch – voller Dynamik und Leidenschaft.
2. Wir sind keine Stadtteilgemeinde, auch nicht schwerpunktmäßig. Unsere Mitglieder und Freunde kommen aus einem Einzugsumkreis von ca. 25 km. Unser Nachbar ist das Sozialkaufhaus der Caritas, und die Heilsarmee hat vorübergehend bei uns Unterschlupf gefunden. Deren „Kundschaft“ ist ebenfalls nicht stadtteilgebunden. Daraus könnten sich diakonische Win-Win-Effekte ergeben.
3. Wir sind eine Gemeinde mit einer bunten Spiritualität. Wir kommen aus den unterschiedlichsten konfessionellen Hintergründen (oder gar keinen). Die Gefahr, in eine „charismatische Blase“ oder gar in eine Sekte „gegen die böse Welt“ oder in ein Bollwerk „gegen die liberale Theologie“ zu geraten, ist durch unsere synodale Verfassung ziemlich gering. Wir haben eine bunte Crew von Fachleuten im Predigtdienst (weil sie es können). Deren Impulse dürfen gerne (z.B. im anschl. Gemeindecafé) diskutiert werden.
Wer die Andreas-Gemeinde ist und was sie will, wird in einem Motto zusammenfasst.
Im Leitbild soll dies auf die sechs „Planken“ der Sandbox hinaus ausgeführt werden. Wir wollen zu mündigem Christsein ermutigen und lebendige Beziehungen ermöglichen: Vertikal zu Gott, und horizontal untereinander.
Die letzten Formulierungen stehen noch aus. Unser neues Organigramm mit den Arbeitsbereichen und Gruppen zeigt konzentrische Kreise statt hierarchischer Ebenen. Den Leitbild-Prozess moderiert haben vor allem unsere Kinder- und Jugendreferenten/in und weniger der Pastor. Auch das ist ein Merkmal eines veränderten Gemeindebewusstseins.
Parallel läuft das Wahlverfahren für eine neue Gemeindeleitung. Der Vereinsvorstand ist mit den herkömmlichen „Ältesten“ identisch, also ein „schlankes“ Leitungsmodell, das juristische und geistliche Kompetenz miteinander verbindet. Im Sommer 2023 soll dann alles fertig sein.