[1. Advent 2014] In meiner Besuchsrunde durch die umliegenden Kirchen klafft noch eine Lücke. Nicht weit entfernt gibt es noch die Andreas-Gemeinde. Eine kleine Freikirche, in der ich vor vielen Jahren schon einmal im Gottesdienst war und wo ich sogar einige wenige Leute kenne. Warum also nicht? Auch dort ist Kirche, weil zur Kirche nun einmal die Gesamtheit aller Getauften gehört. In ihr kommt sogar das weltweit Katholische zum Tragen, wie es [Lumen Gentium] in Nr. 13, Abschn. 4 und Nr. 15 beschreibt. Das neue Kirchenjahr startet also für mich mit einer Predigt über „Wie soll ich dich empfangen“ (EGB 11) – wie bin ich disponiert, dass Jesus in meinem Leben ankommen kann? Ziemlich alltagstauglich im Moment für mich, nicht nur weil wir das Weihnachtsoratorium von J.S. Bach mit diesem Choral gerade im Domchor üben. Bin ich denn bereit, mich von der Sendung durch Jesus auf den Weg schicken zu lassen? Ich nehme das Seelsorgeangebot nach dem Gottesdienst an und bitte einen der Bekannten von früher, meine Fragen am Beginn einer neuen Lebensphase mit mir unter den Segen Gottes zu stellen. Gottes Dienst hautnah.
Beim anschließenden Kirchencafé werde ich von einer Frau angesprochen und an ihren Tisch eingeladen. Im Verlauf unseres Smalltalks erzählt sie mir vom „Projekt Ostergarten“. Eine Riesenaufgabe für die Gemeinde und man wisse noch gar nicht, wie alles bewältigt werden könne. Passion und Ostern sollen sinnlich erfahrbar gemacht und das ganze Gemeindezentrum dafür umgebaut werden. Es sei aber kein Passionsspiel wie in Oberammergau, sondern man werde in kleinen Gruppen durch die Szenerie geführt und bekomme das Evangelium erzählt. Und es würden noch viele Mitarbeiter gesucht…
Hmmm… hört sich gut an, denke ich, ziemlich „katholisch“, was Sinneserfahrung angeht, aber auch stark verkündigend, also evangelisierend, was mich ja seit der Lektüre von Evangelii Gaudium zunehmend interessiert. Um viele Eindrücke reicher werde ich mir eine Woche lang überlegen, ob ich den Ball annehmen kann, den ich heute morgen zugespielt bekommen habe. Wird dieser 1. Adventssonntag 2014 der Tag einer ganz persönlichen „Conversión“ im Sinne von PP. Franziskus?