Gebetskonferenz in Bremen. Nach dem „Probelauf“ mit [„Unser Herz brennt“] 2017 und Rainer Harter vom [Gebetshaus Freiburg] hatten der [Gebetsraum Bremen], die [Jugendkirche Lighthouse] und die [Paulus-Gemeinde Bremen] als Tagungsort keine Mühen gescheut, mit [„Nordlicht 19“] im Städtedreieck Bremen-Osnabrück-Bielefeld ein Veranstaltungsformat zu etablieren, das gerade im Zwischenrhythmus zu einer möglichen 2-jährigen [MEHR!-Konferenz] des Gebetshauses Augsburg eine regionalisierte Variante bietet. So waren denn nicht nur aus Bremer Gemeinden, sondern aus dem gesamten Nordwesten Beter/innen und Interessierte der Einladung gefolgt.
Bei „Nordlicht 19“ war es [Suzette Hattingh]s Part, das alles zusammenzuführen und auf die christliche Basis des Betens zu fokussieren. Suzette hat internationale Erfahrung im Gebetswerk von Reinhard Bonnke gesammelt und später das Missionswerk [„Voice In The City“] mitgegründet, für das sie weiterhin unterwegs ist.
Suzette stellte uns die „Fünf Altäre des Gebets“ vor: Den Altar unserer selbst als Persönlichkeit, den Altar unserer Familie (die auch eine geistliche Familie sein kann), den Altar unserer Gemeinde, den Altar der uns umgebenden Gesellschaft und den Altar unseres Landes, in dem wir leben. Der (alttestamentliche) Altar ist ein Bild dafür, dass es für die Beziehung zwischen Gott und Mensch und umgekehrt Zeit und Ort bedarf.
Ausgehend vom Fundament („Altar“) der persönlichen Gottesbeziehung im Gebet kann ich dann „von Altar zu Altar“ gehen und deren Beziehungsfelder ausloten. Suzette war es ein Anliegen hervorzuheben, dass die vier weiteren „Altäre“ alle mit Gemeinschaft zu tun haben. Gott will, dass ALLE Menschen gerettet werden… Mein Glaube, meine Charismen sind für andere da! Es gilt herauszufinden, in welchem Bereich („Altar“) Gott meine Berufung sehen möchte.
In einem zweiten Impuls stellte Suzette uns mittels einer „Aufstellung“, wie sie die Psychologie kennt (Familienaufstellung) die Aktionsebenen des Betens vor: Der „Sohn“, in ständiger Interaktion mit dem „Vater“ lässt seine Wechselbeziehung auf den „Geist“ überströmen, der wiederum uns Christen erfüllt. Wenn wir beten, und das ist stets eine geistliche Kommunikation, dann ist der Geist selbst die „Andockstelle“ an Jesus, der wiederum in direkter Beziehung zum Vater steht. Es ist wie ein Kreislauf zwischen den drei Personen Gottes, und zwar in zwei Richtungen gleichzeitig, der aber nicht in sich geschlossen ist, sondern immer wieder heraus- und herüber„blitzt“ auf uns und dann sozusagen „aufgeladen“ mit unserem Lobpreis und unseren Sorgen wieder seine innergöttliche Bahn einschlägt. Suzette demostrierte dies mit mehreren Gebets„bewegungen“, die aus dem Geist heraus entstehen. Biblisches Vorbild war ihr das „Schweben“ des Geistes Gottes bei der Schöpfung in 1. Mos. 1 über dem „Tohuwabohu“. Im Hebräischen steht ein solcher Zustand auch für „schwanger Sein“ vor einer unmittelbar bevorstehen Geburt: Und Gott sprach „es werde“ und es ward… Diese Eigenschaften sind genuin weiblich, und so ist der Geist Gottes, dieser „Hauch“ – „ruach“ im Hebräischen weiblich. Suzette würde also durchaus gut daran tun, für den „Geist“ in ihrer Aufstellung eine Frau aus der Zuhörerschaft zu bitten…
Am Nachmittag sollte es praktisch werden. Schließlich war dieser Tag ja eine Gebetskonferenz, in der nicht nur „übers“ Beten gesprochen werden sollte, sondern bei der wir im Gebet zusammenkommen wollten, was nicht nur in ein paar Lobpreisblöcken zum Ausdruck kommen sollte. Ps. 24 bot drei Schwerpunkte: Der Erdkreis und seine Bewohner, Menschen mit reinen Händen und lauterem Herzen, und die Tore, die sich nach oben heben sollen, weil der König der Herrlichkeit komme. Suzette teilte die Zuhörerschaft dementsprechend in drei Gruppen ein, deren Übergänge fließend waren, über die Räume in den Stuhlreihen hinweg. Dann lud sie zu gemeinsamem Gebet ein, und zwar verwies sie auf Apg. 4, 24: Die Kraft des Gebets der Urgemeinde in Jerusalem bestand in der Einmütigkeit, mit der alle gemeinsam (denselben Text!) beteten. Wir sollten uns zu zweit oder dritt zusammentun und laut unseren Schwerpunkt aus Ps. 24 beten, „einmütig“ – leider gelang das nicht, denn wir hatten alle unterschiedliche Bibelübersetzungen dabei bzw. auf den Smartphones. So erhob sich zwar ein Gebetschor, aber nach „koreanischer Art“, mit-einander, aber dennoch „durch“einander. Auch bei einem zweiten Durchgang, mit gewechselten Gebetspartnern, war es nicht anders. Suzette fragte dann bei den drei Gruppen nach, welcher der drei Schwerpunkte bebetet wurde. Aus der gemeldeten Anzahl folgerte sie, dass „die zu öffnenden Tore“ die Richtung des künftigen Gebets und der Pastoral für Bremen und Norddeutschland bilden sollten. Die Tore der Stadt als Sinnbild für die Einfallstore des Heiligen Geistes! Das muss nicht rein geografisch verstanden werden. Das Bild lässt sich vielfältig ausweiten: Wieviel Offenheit gibt es an den „fünf Altären“? Gibt es offene Türen, die wir gar nicht bemerken? Wie offen sind unsere Hände (Diakonie), wie steht es um unsere Herzen?
Konferenzfotos von Ingo Bröckel gibt es [auf Facebook].
Was nehme ich mit nach Hause?
Charakteristisch für das Profil des Bremer Gebetsraums und der deutschen Gebetshaus-Bewegung generell ist die neue Art der „Jesus-Ökumene“, die hier ganz unbefangen praktiziert wird. Im Zentrum steht der gemeinsame Herr aller Kirchen. Konfessionelle Unterschiede werden nicht einfach „unter den Teppich gekehrt“, sondern machen eher neugierig aufeinander. In der Tat ist gemeinsames Evangelisieren als Grundaufgabe aller Kirchen, zu dem sich beispielhaft Lutheraner und Katholiken in den „Imperativen von Lund“ (Nr. 4+5) verpflichtet haben nur möglich, wenn wir unser jeweiliges Kirchen- bzw. Gemeinde- und Amtsverständnis nicht weiter als Ausschlusskriterium für die Mission, für Gebet und die Feier des Glaubens, sowie für Kontakte, Gespräche und Kooperationen gebrauchen.
Dann wird es ganz normal, wenn neben Gebets-Initiativen von Hamburg bis nach Bielefeld die [Kath.-Charismatische Erneuerung] des Bistums Osnabrück in einer evangelikal-charismatischen Freikirche wie der Paulus-Gemeinde ihren Infostand aufbauen darf. Immerhin ist deren Dachverband [Mülheimer Verband] die „Mutter der Pfingstbewegung“ in Deutschland („Mülheimer Erweckung“ 1905). Da kommt zusammen, was gemeinsame Wurzeln hat, nämlich das Wirken des Geistes Gottes, der „weht, wo und wie er will“, und der „alles neu“ (Offb. 21, 3) macht – Alles: Dich und mich, die Konfessionen und Gruppen und Menschen aller Nationen. Wir dürfen dabei sein und sind Teil dieser Erweckung, die sich auch bei uns Bahn bricht. Wir müssen sie – und uns gegenseitig – nur wahrnehmen und dürfen uns darüber freuen!
Beten geschieht an einem Ort und braucht Zeit. Als Ort ist im Prinzip alles geeignet, aber Zeit für Beziehung müssen wir uns nehmen und (auch im Terminkalender!) reservieren. Gebetszeit darf nicht durch andere Termine „hinten runterfallen“. Ein gut strukturiertes Zeitmanagement ist nicht nur für Heranwachsende Ausbildungsinhalt, sondern auch im Berufsleben erforderlich, und auch ein Baustein für Gesundheit und Lebensqualität. Wenn das schon zur Charakterstärke beiträgt, um wieviel mehr macht dann die Beziehungspflege zwischen Gott und Mensch stark und eine Gemeinde vollmächtig!
Suzettes Bild von den „fünf Altären“ des Gebets und ihr Schwerpunkt der Gemeinschaft dabei ist für mich eine Motivations-Erneuerung für das [24/7-Projekt in Osnabrück]. So wichtig fokussiertes Engagement in der Gemeinde und für Kirche und Gesellschaft auch ist, so ist die offene und lebendige Beziehung mit Gott die Basis allen christlichen Handelns inkl. der Sakramente, die in den Kirchen gefeiert werden (Liturgiekonst. Nr. 9), und der Schlüssel aller Erneuerungsbemühungen (Evangelii Gaudium Nr. 26). Sie findet nicht nur in der „stillen Zeit“ im Gebets-Kämmerlein hinter verschlossener Tür statt, sondern auch gemeinsam mit Gleichgesinnten. Sie muss nicht rituell strukturiert sein und braucht keine „heiligen Orte“. Im Gegenteil: Gott liebt es, Menschen mitten im Berufsalltag zu treffen und zu berufen. Das sehen wir an Mose bis hin zu den Aposteln.
Gelebte und ausgeübte Gottesbeziehung ist multikonfessionell. „Jesus-Ökumene“ ist die neue Qualität im Miteinander der Christen und Gemeinden einer Stadt. Wo kann Gottes Heiliger Geist „offene Türen“ finden und die Zukunft von Glaube und Kirche in Osnabrück prägen? Unser Beten und unser Lobpreis in den Räumen von „Siloah“ weist uns allein schon aufgrund dieses Namens („der Gesandte“) hinaus auf die Straßen, an die Tore und in die Häuser!