Pilger der Hoffnung!

Pilger der Hoffnung!

Ich habe ihn sehr gemocht, PP. Franziskus! An seiner Programmschrift „Evangelii Gaudium“ habe ich [mein Un-Ruhestandsdasein als Gemeindereferent abgearbeitet]. Nach wie vor finde ich es bedauerlich, dass die von ihm angestoßene pastorale „Conversión“ im deutschen Katholizismus ausgeblieben ist, und auch nach den ganz konkreten Handlungsvorschlägen der Weltsynode (Teil 3 des Schlussdokuments) bleibt es im Bistum und  „vor Ort“ in Stadtdekanat und Pfarrei merkwürdig ruhig. Keine Zeit für Innovationen! Keine Lust? Kein Pioniergeist („primerar“ – den 1. Schritt wagen!). Stattdessen mühen sich in der Südstadt 9 Hauptamtliche (die evangelischen gar nicht mitgezählt), die Sakramentsversorgung irgendwie aufrecht zu erhalten – und wenn einer Neues wagt, geht es nur außerhalb der Pfarrei. Daneben ist der Jugendkeller im Stadtteil schon seit Jahren außer Betrieb. Der Kirchenchor des Stadtteils hat keine Sangeslustigen in der Gemeinde mehr gefunden. Auch die Kolpingsfamilie hat sich aufgelöst. Die zurückgebaute Kapelle wird nur noch zweimal in der Woche für 1½ Std. genutzt. Gibt es im Stadtteil noch Menschen, die beten können? Kinder, die es lernen? Wo? Wie? Und wie nachhaltig ist es? Der hoffentlich noch glimmende Funke des Glaubens ist sprachlos geworden!

PP. Franziskus steht für eine Kirche ein, die es hier nicht zu geben scheint – es sei denn, man guckt über den konfessionellen Tellerrand hinaus! Ich bin froh und dankbar, dass ich (sogar ganz in der Nähe, fußläufig in 25 Min. erreichbar, [mit dem Rad in gut 10 Min. bergauf]) Kirche finden durfte, die das zu leben versucht, wofür sich PP. Franziskus sein Leben lang eingesetzt hat. Die Mitglieder hat, die „an die Ränder gehen“ z.B. zusammen mit der [Heilsarmee] mitten im sozialen Brennpunkt, und sich vielfältig engagieren. Wo lebendig und musikalisch zeitgemäß Gottesdienst als „Quelle und Höhepunkt“ gefeiert wird, wo jeden Sonntag viele Kinder und Jugendliche durch die Räume wuseln und in mehreren Altersgruppen parallel ihren eigenen Gottesdienst mit Katechese feiern.

[Mein Fazit nach 10 Jahren Bloggerei] bleibt auch nach den 10 Jahren PP. Franziskus bestehen. Er hat kräftig ausgesät. Nun muss geackert werden! „Ohne Beschränkungen und Ängste!“ (EG 33) Nur das Wachstum – das können wir nicht „machen“, und das kommt auch nicht durch die Strukturen. Dafür braucht es noch etwas anderes: Geist Gottes!

Ich träume von einer missionarischen Entscheidung, die fähig ist, alles zu verwandeln, damit die Gewohnheiten, die Stile, die Zeitpläne, der Sprachgebrauch und jede kirchliche Struktur ein Kanal werden, der mehr der Evangelisierung der heutigen Welt als der Selbstbewahrung dient. Die Reform der Strukturen, die für die pastorale Neuausrichtung erforderlich ist, kann nur in diesem Sinn verstanden werden: dafür zu sorgen, dass sie alle missionarischer werden, dass die gewöhnliche Seelsorge in all ihren Bereichen expansiver und offener ist, dass sie die in der Seelsorge Tätigen in eine ständige Haltung des „Aufbruchs“ versetzt und so die positive Antwort all derer begünstigt, denen Jesus seine Freundschaft anbietet. (EG 27)

Wann kommt diese „Entscheidung“, im Bistum, im Dekanat, in der Pfarrei? Wann erkennt auch der letzte Pfarrgemeinderat, was für „die Gewohnheiten, die Stile, die Zeitpläne, der Sprachgebrauch und jede kirchliche Struktur“ jetzt erforderlich ist?

Hoffnung ist jetzt – und nicht irgendwann!

(Beitragsbild: Die Weltweite [Evangelische Allianz] nimmt PP. Franziskus am 18.05.2015 in ihre Mitte und betet.)