(Samuel Rösch in „Zwei Welten“). Der Intro-Abend beim [Hoffnungsfest] von ProChrist hat mich berührt – obwohl ich nicht (mehr) zur Zielgruppe der Veranstalter gehöre, aber auch nicht in zwei Welten leben möchte. Viele kleine Schritte ergeben einen Weg, auch in Gelände, das bis jetzt völlig unwegsam erscheint. Da muss ich/müssen wir die Trampelpfade halt erst einmal freitreten, auf denen andere dann auch gehen können.
Kehrtwende-Geschichten bringen auch mich immer wieder an den Punkt zu fragen: Und ich? [Wie war es denn bei mir]? Und im 3rd-Life entdecke ich die vielen kleinen Mosaiksteine, die Gott mit mir [zu einem Puzzle zusammenfügt], das passt. Oder der dicke rote Faden, der eben kein Verwirrspiel in einem Netz aus dünnen Erlebnissen war, sondern von dem ich weiß, dass er mich auch in Zukunft hält, wenn ich mich an ihm festhalte. „Wenn Du mal deinen Kompass verloren hast: Gott weiß immer noch, wo Du gerade stehst“ – dieser Satz in einer [Predigt beim Ranger-Gottesdienst] (Tim war damals 16) lässt mich bis heute nicht los. Gott glaubt an mich, auch wenn ich mir selbst entgleite … wow!
Und so wurde ich mit einer Perspektive überrascht, die „eigentlich völlig unmöglich“ ist, nach unseren bescheidenen konfessionellen Maßstäben. Ich darf Synodalität, auch kritisch und mit ihren Grenzen, in einer Gemeinde und in einem Gemeindeverband kennenlernen, nachdem mich die „Regierungserklärung“ von PP. Franziskus (Evangelii Gaudium von 2013) über missionarisches Christsein buchstäblich [„von den Socken gehauen“] hat. Die Pastoral [dieser Gemeinde] ist evangeliums-inspiriert. Das Christsein ihrer Mitglieder ist charismen-orientiert. Der damalige Präses des [Gemeindeverbands] schreibt 2009 eine Kirchenvision, in der ich ganz viele Schnittstellen mit dem ltd. Bischof meiner „alten Firma“ entdecke – [und sammle]. Der hat die 2013 für seinen eigenen Text bestimmt nicht gelesen – und wenn, wäre es ein Wunder mehr!
„Schritt um Schritt“, ja, so ist es, und (nur) zwei davon habe ich jetzt erwähnt. An einer Stelle des Zeugnisses von Kim Rauchholz fing „mein Herz an zu brennen“: Als es um die Gemeinschaft ging, die Jesus mit den Emmaus-Jüngern teilen wollte, und die er immer auch mit uns teilen möchte. Dass ihm um uns ganz persönlich geht. Nicht um Dogmen in unserem Kopf. Ganzheitlich. Dass er gegenwärtig sein möchte, in uns und mit uns und durch uns, hier und heute, am 7. November 2021.
„Vergegenwärtigung“ dessen, was Gott am Kreuz und mit dem leeren Grab für jeden von uns bewirkt hat. Ich merke: Kim spricht von Eucharistie! Sie beschreibt genau das, was „meine alte Firma“ beim letzten Konzil versucht hat, zum Verständnis von „Sakrament“ zu formulieren (KKK 1362). Sie benutzt dieses Wort nicht, aber dann fällt doch noch das Stichwort „Abendmahl“ – „zum Beispiel“. In meiner Nachbargemeinde, die zu einem [anderen Verband] gehört, feiert seit Corona eine bundesweit vernetzte Zoom-Gruppe jeden (!) Abend Eucharistie. Dem Heiligen Geist sind unsere konfessionellen Vorbehalte und gegenseitigen Ausschlüsse völlig egal! (Landesbischof Ralf Meister hat sie beim ökumenischen Friedensgottesdienst am 25. Oktober 2021 im Dom in Anwesenheit des kath. Bischofs öffentlich und zu Recht in Frage gestellt!) Wem es hilft, dass es per Zoom „nur“ eine Agapefeier sein kann – so what … Entscheidend ist doch, dass es passiert. Mt. 18, 20 konstituiert Kirche, auch ohne Dogmen, Sakramente und Amtspersonen. Alle Follower Jesu haben Anteil am apostolischen Dienst („jedes Mitglied des Gottesvolkes ist missionarischer Jünger“, EG 120) und kümmert sich damit um die „tiefste Identität“ (PP. Paul VI. in EN 14) dessen, warum die weltweite Kirche Gottes überhaupt da ist.
Ich werde nicht alle Abende des Hoffnungsfestes 2021 mitmachen können. Aber am Do. freue ich mich auf Björn Hirsch, den ich [2017 kennenlernen] durfte. Als er in Fulda noch Dekanatsreferent in der Citypastoral war, hat er das multikonfessionelle Format [„All for One“] begründet, das seit der [fresh-X-Jahrestagung 2019] auch einen [Ableger in Kassel] hat. Er ist katholisch, und das sogar hauptamtlich. Ihn eingeladen zu haben, ist für das so markig-evangelikale Format von ProChrist ein kleines Wunder. Unser Glaube hat nur ökumenisch eine Zukunft. Kim und Björn und noch viele andere zeigen, wie das praktisch geht. In meiner Stadt sind wir noch „Some for One“. Das können wir ändern!