Glaube – ja bitte!

Glaube – ja bitte!

Bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Paderborn 2011 (Foto: Michael Bönte, Kirche und Leben)

Die römische Version der weltweiten Kirche Gottes hat ihren Wahrheits- und Primatsanspruch verwirkt. Das Gutachten aus München zu den Missbrauchsverbrechen wird nicht das letzte sein. 12 Jahre (!) hat der Münchener Bischof gebraucht, um sich zu entschuldigen. Nach dem Beginn der Offenlegung 2010 hat der Osnabrücker Bischof das unmittelbar und öffentlich getan (wofür er in konservativen Kreisen ausgelacht wurde).  Und immer noch wird diskutiert, beschönigt, Verantwortung auf die Institutionen oder andere abgeschoben, habe angeblich garnichts gewusst oder die Tragweite unterschätzt, wird den Opfern keine Gerechtigkeit zuteil (vgl. Ps. 72). Eine bigotte Konfession ist auch spirituell bankrott (FAZ bereits zu Neujahr 2015). Ein mittelalterlicher Machtapparat verrät den missionalen Grundauftrag des Christseins. Sakramente degenerien zu potemkinschen Dörfern (Kulissen) der Gegenwart Jesu Christi hier und heute.

Und ja: Missbrauch ist nicht nur katholisch. In der Willowcreek-Community in Chicago oder in der pietistischen Brüdergemeinde im beschaulichen Korntal sind ebenfalls nur die Spitzen desselben Eisbergs sichtbar geworden, dessen Fundament sich nicht um Konfessionen, nicht einmal um Kirche überhaupt schert. Das entschuldigt allerdings überhaupt nichts.

Glaube als „Freiheit der Kinder Gottes“ kennenzulernen und mündiges Christsein zu erleben, dem  wird unermesslicher Schaden zugefügt. Die Menschen stimmen mit den Füßen bzw. mit ihren Austrittserklärungen ab. Die Schwelle zur [christlichen Minderheit in Deutschland] wird in Kürze unterschritten. [Nur 12 % der Deutschen] sehen die Kirche(n) noch als ernstzunehmende moralische und politische Stimme. Kirchliche Dogmatik wird nicht mehr akzeptiert, ihre Sprache nicht verstanden. Glaubensverlust im Alter: [Ein ebenso katholisches wie freikirchliches Problem].

Und ich? Ich bin froh, dass ich dennoch glauben kann und darf. Als „vagabundierender Benediktiner-Oblate“ (was meine spirituellen Wurzeln charakterisiert) gehöre ich zur Geistlichen Gemeinschaft des „Mülheimer Verbands“, der Mutter der Pfingstbewegung in Deutschland, die nicht römischer Jurisdiktion  untersteht und es auch nicht wird, und die nach meiner nunmehr 7-jährigen Erfahrung zeigt, dass ein synodales Gemeindemodell als Kirche funktionstüchtig ist. Die Kirche muss missional und charismenorientiert sein – nicht hierarchisch und weiheorientiert: Das charakterisiert meine Optionen für eine Kirche der Zukunft . Meine Gemeinde versucht, einen Weg der „Sakramentalität des Christseins“ zu entdecken und zu leben (ohne diese katholisierende Floskel zu benutzen). Auf ihrem Youtube-Channel beschreibt sie sich so:

Wir sind ziemlich unterschiedliche Menschen beiderlei Geschlechts, aller Generationen und aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, die allerdings eines gemeinsam haben:

Zu verschiedenen Zeitpunkten im Leben ist uns Jesus Christus immer wichtiger geworden. Wir hatten – auf die unterschiedlichste Art und Weise – eine persönliche Begegnung mit ihm, die zu einem einschneidenden Ereignis wurde, zum Wendepunkt unseres Lebens.

Ihn möchten wir immer besser kennenlernen, mehr noch: wir möchten, dass Jesus Christus durch unser Leben und unsere Gemeinschaft sichtbar und wirksam wird in einer Gesellschaft, die ihn braucht – mehr denn je.

Wir sind Menschen, die nicht fertig sind. Wir verstehen unser Christsein nicht als Status, sondern als einen Weg. Wir freuen uns sehr, wenn andere Menschen zu uns stoßen, die Christus suchen und ihn brauchen.

Ein Jahr lang bildete das Bernini-Fenster aus dem Petersdom den Hintergrund zum allsonntäglichen Jahreslosungs-Segenslied 2019.

„Ziemlich unterschiedliche Menschen…“ betrifft auch den jeweiligen konfessionellen Hintergrund, sofern denn einer existierte. Dennoch versuchen wir auch im Gemeindehorizont, „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ zu wahren – angesichts des gesellschaftlichen Auseinanderdriftens eine schwierige Herausforderung, aber auch ein Grund zum Feiern, wenn sie denn gelingt! Dann darf ich mich an die Jahreslosung von 2014 erinnern: „Gott nahe zu sein ist mein Glück“ (Ps. 73, 28), die über meinem Start ins 3rd-Life stand. Die 2022 bevorstehende lautet: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. “ (Joh 6, 37) Den Problemen der Konfessionen wird damit ein probater Lösungsweg vorgezeichnet! Ich werde nicht davon ablassen, Immer wieder darauf hinzuweisen.

Ein externes Aufnahmeteam hat uns ohne Vorgaben unsererseits [wie in diesem Trailer] wahrgenommen.
Zum Beitragsbild: Coronakonformer Lobpreis-Abend im Sommer 2021 am Sportplatz von DJK-Raspo mit der Band „3000 K“.

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