(4) Michelle Moran, Johannes Hartl, Volker Kauder

(4) Michelle Moran, Johannes Hartl, Volker Kauder

pf21_08_128Michelle Moran als Leiterin des Büros der Internationalen katholisch-charismatischen Erneuerung [ICCRS] in Rom berichtet in der ihr eigenen temperamentvollen Weise über ihre Arbeit. Auch sie stellt kritische Fragen an die Charismatische Bewegung: „Wir brauchen Kühnheit und Wagemut. Empfängst Du den Hl. Geist bloß, oder gibst du ihn auch weiter? … Charismatische Erneuerung ist nicht bloß eine kleine Gebetsgruppenbewegung. moranUnsere Horizonte müssen wir viel weiter stecken. Wir sind gerufen, das Angesicht der Erde zu erneuern, in der Kraft des Hl. Geistes! Welche Inventur machen wir? Welche Buße für Dinge, die nicht geschehen sind? Als die Gnade uns durch die Finger geronnen ist? Warum ist unsere Energie so schwach? Was heißt überhaupt „charismatisch“? … Oder ist Charismatische Erneuerung wie Chickencurry ohne Chicken? Dann ist es nur Soße und rutscht vom Teller! Unser Auftrag ist, die Kirche an die Realität der Gaben zu erinnern. Pneumatologie (Lehre über den Hl. Geist) hat sie schon genug. Wo bleibt die Praxis? Nach der Buße kommt das Aufstehen, das Vorangehen. Neue Energie für einen neuen Weg! Argwohn über andere, Gruppen, Konfessionen, Dogmen behindert das. Zusammen können wir den Unterschied machen. Verschwenden wir unsere Energie und unseren Focus nicht!“

Johannes Hartl mit seinem unvermeidlichen Lehr-Utensil: Flipchart.
Johannes Hartl mit seinem unvermeidlichen Lehr-Utensil: Flipchart.

Johannes Hartl vom [Gebetshaus Augsburg] und katholischer Theologe mit multikonfessioneller Ausstrahlung vermag das Gesagte kaum noch zu toppen. Auch er sieht das Beisammensein auf diesem Kongress als ökumenische Voraussetzung für die Ausgießung des Heiligen Geistes über eine zu erneuernde Kirche. Sein Schlüsseltext ist Psalm 133. Als Konsequenz die Einladung an die Teilnehmer: 1. Länger beten als geplant, 2. das Sprachenbeten und -singen nicht unterdrücken, und 3. alles über die Konfessionsgrenzen hinweg, wann, wo und wie auch immer es geht.

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Stefan Vatter (li.) mit Volker Kauder im Interview

Es ging bei Pfingsten 21 nicht nur ums Fromm-Sein, sondern auch um christliches Engagement in der Gesellschaft. Volker Kauder, Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU im Deutschen Bundestag, forderte die Christen auf, ihren Glauben nicht länger als Privatsache zu kultivieren, sondern öffentlich viel mehr Flagge zu zeigen. Einer der wichtigsten Appelle dieses Kongresses! Als Politiker hielt er der Versammlung den Spiegel vor und berichtete über die Christenverfolgungen, mit denen er auf seinen Reisen konfrontiert ist. Wer seinen Glauben nicht kennt, kann auch nicht darüber reden. Dann klappt auch die Auseinandersetzung mit Andersgläubigen nicht, und radikale und fundamentalistische Strömungen finden ihr Publikum. Sein Plädoyer für die Anwendung und Verteilung von Waffen im Nahen Osten stieß leider nur einigen wenigen Kongressteilnehmern sauer auf. Kriege können nicht mit Waffen geheilt werden – eine Binsenweisheit, die nicht nur von PP. Franziskus (in EG 60) betont wird. Politiker, die christlich sein wollen, können die Kunst, Gewalt zu deeskalieren und über Frieden zu verhandeln, bei der [Gemeinschaft von St. Egidio] lernen.