Respekt füreinander aufzubringen, das ist der Ökumenischen Bewegung seit ihrer Gründung gelungen. Aber Einheit der Kirche im Sinne ihres Erfinders ist doch noch weit mehr! Immerhin, wir beten zusammen, multikonfessionell auf diesem Kongress, und an vielen weiteren Orten auch sonst. Wir sollten gemeinsam evangelisieren, denn das ist der Grundauftrag aller Konfessionen. Die Einheit im Heiligen Geist und die Einheit der Herzen drängt zum Gemeindeaufbau, für den alle Charismen nun einmal gedacht sind. Da liegt noch viel Arbeit vor uns. In der „Koalition für Evangelisation“ mit ihrem Kongress [„Dynamissio“] im Frühjahr 2017 in Berlin sind katholische Gemeinschaften nicht vertreten (nicht die bischöfl. „Arbeitsstelle für missionarische Pastoral“, auch nicht die CE), und das sieben Jahre nach dem Beschluss von Päpstlichem Missionsrat, der Internationalen Evangelischen Allianz und des ÖRK zu „Mission in einer multireligiösen Welt“ und drei Jahre nach dem Evangelisierungsprogramm „Evangelii Gaudium“ von PP. Franziskus, dem Masterplan „für den Lauf der Kirche in den kommenden Jahren“ (EG 1). Wir brauchen eine „Erneuerung der Erneuerung“. Der [Sieben-Schritte-Plan von P. Ernst Sievers] vom „mittendrin“-Kongress 2015 in Künzell bei Fulda wäre eine gute Themengrundlage für die Gespräche der mittendrin-Regionaltreffen 2017.
Ich werde nicht aufhören, auch in der CE nach den pastoralen Strategien zu fragen, wie diese Impulse von den geistlichen Gemeinschaften in die Ortsgemeinden hinein umgesetzt und realisiert werden sollen. In meinem Bistum soll [„eine andere Kirche“] neu entstehen – mit allen, für alle (also nicht nur röm.-kath.?) Das Seminarprogramm dazu steht, bis 2019. Gemeindeentwicklung wird ausdrücklich als geistlicher Prozess verstanden. Geistlich erneuerte Gemeinden innerhalb einer großräumigen Pfarreistruktur weisen wesentliche Züge eines freikirchlichen Gemeindemodells auf. Das kann ich als [Kundschafter und Mitarbeiter] in einer freikirchlichen und charismatischen Gemeinde nur in dieser Weise analysieren, auch wenn die Verantwortlichen das verständlicherweise nicht so benennen.
Eine freikirchliche Gemeinde hat viele Schnittmengen mit dem Modell Kleiner Christlicher Gemeinschaften: Sie ist beziehungsstark und für dieses Ziel in überschaubare Haus- und Arbeitskreise unterteilt. Jede/r (!) macht in mindestens einem mit. Die Mitglieder haben sich für ein Leben mit Jesus entschieden und gelernt, mit ihm zu reden, d.h. frei zu beten. Sie halten ihr Taufbewusstsein wach. Sie setzen ihre Begabungen charismatisch für Kirche und Gesellschaft ein. Diese Basics kosten viel Zeit und Energie: Sonntagsgottesdienst, Hauskreis, bürgerschaftliches Engagement, persönliches geistliches Leben, evtl. noch befristet Projekte. Der „Frühling der Kirche“, den ich schon erleben darf, hat durchaus seine Struktur und sein Change-Management. Alles wird durch freiwillige Spenden und Mitgliedsbeiträge finanziert – inkl. der Ausbildung des hauptamtlichen Personals an den zertifizierten freikirchlichen Hochschulen.
Am letzten Tag des Kongresses „Pfingsten 21“, morgens gegen 5 Uhr, sah ich im Traum Steckdosen. Ganz viele einzelne Steckdosen, die frei im Kosmos umherschwebten. Sie waren aber nicht dazu da, damit sich jemand an den charimatischen „Strom der Gnade“ (PP. Franziskus) anschließen kann. Der Erdkreis war schon mit Heiligem Geist erfüllt, unsichtbar, knisternd, wie angereicherter Sauerstoff. Die Steckdosen hatten Namen. Sie hießen „Kirche der Beteiligung“, „Gemeindeentwicklung“, „Gemeindeaufbau“, „missionarisch Kirche-Sein“, „Evangelisationszentrum“, „Gebetshaus“, „Citykirche“, „Netzwerk Stadtteil“, und noch viele andere Namen. Sie warteten darauf, dass angedockt würde – Klack! Dann würde die Power des Heiligen Geistes ihre Kraft entfalten und in sie hineinfließen. Die dafür erforderlichen Adapter waren aber nicht zu sehen – gibt es keine, oder wollen sie nicht angedockt werden? „Meine Glaubenskraft ist dann effektiv eingesetzt, wenn sie eingespeist wird in einen Energieverbund (…) wenn ich ans Netz angeschlossen bin, es Speicherkapazitäten gibt, dann werde ich Resultate sehen.“ (Marie-Luise Winter: Das Handwerkszeug des Heiligen Geistes – Die Charismen, S. 133 [siehe Literaturverzeichnis]).
„Wir“ Charismatiker müssen aufpassen, denn wir haben den Heiligen Geist nicht für uns gepachtet. Der Zug der Evangelisierung (Grundauftrag und Zukunftsaufgabe aller Kirchen) fährt dann ohne uns weiter. Nichts wäre fataler, als in Deutschland eine Sondergruppe und Randerscheinung der Kirche zu bleiben. Der Heilige Geist sucht sich andere Andockstellen, wenn die gerade neu angelegten nicht gewartet und unbrauchbar werden. Für „Pfingsten 21“ und die Zeit danach ist Netzwerk-Verweigerung ein No-Go. [Reformation is possible], das sollten wir aus diesem Kongress gelernt haben.
[Hier gibt es den offiziellen Bericht] der Charismatischen Erneuerung (CE) in der katholischen Kirche.