Kommentar zum Christian-Hennecke-Blog
Was eine missionarische, bzw. auf neukirchisch „missionale“, Kirche im Sinne des Programms von PP. Franziskus braucht, sind Evangelisten.
Solche Berufungen sind in den Traditionskirchen aber nicht gefragt. Muss man also, um „richtig katholisch“ zu sein, in einer freikirchlichen Gemeinde mitmachen, wie es neulich ein guter Freund beschrieben hatte? Nein, das muss man nicht, aber es ist möglich — zugegebenermaßen etwas krass. Wir sind da nicht die Einzigen. Ohne Brückenbauer, Grenzgänger und Kundschafter wird die Kirche in Deutschland nicht weiter kommen. Um der Endlosschleife zu entkommen, müssen wir den Konfessionalismus hinter uns lassen. Priesterehe und Frauenpriestertum können nur Bestandssicherung schaffen, mit all den unschönen Begleiterscheinungen eines Comebacks des Klerikalismus.
„[Kirche der Beteiligung]“, Gemeindeleitung durch Laien mit Leitungskompetenz, nenne ich etwas forsch „Modell Freikirche“. Erstaunlicherweise hat das kath. Kirchenrecht dafür vorgesorgt (can. 517.2). „Kirche an ungewohnten Örtlichkeiten“ mit dem [fresh-X- Netzwerk] kommt noch dazu. In den letzten vier Jahren sind auf diese Art und Weise viele neue kleine Pflänzchen [neuer Gemeindeformen und -formate] entstanden, und zwar auf allen Ebenen, in den meisten Konfessionen. Sogar ganz [neue kath. Gemeinden] entstehen neben den aussterbenden Resten der Volkskirche („Mixed economy“).
Wir brauchen also Evangelisten. Nur eine Kirche, die selbst immer wieder neu evangelisiert ist, kann Evangelisation / Mission betreiben. Alle Strukturen haben dem zu dienen, also auch Ämter, Rollen und Aufgaben (EG 27+33 u.v.a. ). Das heutige Organigramm der Kirchen ist die Reaktion auf den Untergang des „Heiligen römischen Reiches deutscher Nation“ 1803 und der nachfolgenden Napoleonischen Wirren. Die orthodoxen Kirchen konservieren noch das Strukturmodell aus der Zeit vor dem Untergang Konstantinopels. Evangelisations- und Leitungsschulen könnten das „von unten“ – charismenorientiert! – aufmischen [Beispiel Erzbistum Wien]. Freikirchen praktizieren das seit Beginn der Industriealisierung.
Es gibt viel zu lernen, viel zu tun – [packen wir’s an]! Wir! Warten auf Hauptamtliche bringt überhaupt nichts.