Vernetzen, professioneller werden, ohne Furcht klerikale Widerstände überwinden – das sind die Lehren, die ich aus meiner Berufstätigkeit ziehe und warum mir manche angeblich neuen Erkenntnisse und immer wieder beschworenen Paradigmenwechsel wie kalter Kaffee von vor 30 Jahren vorkommen. Mit dem Wegsterben der grauen Häupter aus den hl. Messen werden auch die kath. Gemeinden in einen Überlebenskampf geraten, schon innerhalb der nächsten beiden Pfarrgemeinderats-Wahlperioden. „Mixed economy“ heißt die Antwort der Pastoralstrategen, zu deutsch: Innovationsresistente Pfarreien in Ruhe sterben zu lassen, aber parallel dazu schon jetzt neue Gemeinden mit frischen, kreativen (EG 33) und unkonventionellen Profilen zu gründen. „Kirchen für Beginner“ an ungewöhnlichen Orten (wo sich Menschen in ihrer Freizeit sowieso treffen [oder wo sie arbeiten]) mit niederschwelliger Liturgie, Beziehungsnetzen, Glaubenskursen, Erfahrungsaustausch, und vor allem überkonfessionell.
Es ist ja nicht so, dass es in Deutschland keine Ideen und ganz konkreten Projekte gibt, bei denen es sich sehr lohnt, mitzumachen! Im Internet werde ich sehr zügig fündig, sowohl regional als auch bundesweit. „Mein Netzwerk“ als Blogroll könnt Ihr rechts lesen und anklicken. Aber auch live zu netzwerken ist wichtig. Mein geistlicher Coach unterstützt mein Vorhaben. Meine Kontaktpersonen in der hiesigen Pastoralabteilung des Bistums reden mir meine Ideen nicht aus, sondern reagieren zu meiner Überraschung mit spontanem Wohlwollen und bieten mir sogar an, bei den BuFDi-Begleitseminaren mitzumachen. Ich nehme Kontakt zur kath. charismatischen Erneuerung auf und stelle fest, dass sie im Nordwesten ein Nischendasein fristet und nur in Bremen u.a. mit dem alljährlichen „Tag des Heiligen Geistes“ am Samstag vor Pfingsten versucht, offensiv in die Kirche und Gesellschaft auszustrahlen.
In der lokalen Agenda 21 meiner Stadt kommt die Gründung eines „Netzwerks Stadtteilentwicklung“ voran und nimmt sich Quartiersmanagement mit Ehrenamtlichen vor. Diese ungewöhnliche Konstruktion soll im Stadtrat zur Sprache kommen, denn die Verbesserung der Lebensqualität ist eine Aufgabe der politisch Verantwortlichen und kein Freizeitspaß. Der Blick nach NRW beinhaltet auch Vernetzung und kann weiterhelfen. Beim nächsten Treffen im Sommer wollen wir mit der Presse an die Öffentlichkeit treten.
In der Andreas-Gemeinde selbst mache ich Lobbyarbeit bei den einzelnen Mitgliedern der Gemeindeleitung und versuche, sie für mein Vorhaben eines „freiwilligen pastoralen Jahres“ einzunehmen. Mit einem Praktikum inkl. Mentorat sehen sie ihre Möglichkeiten etwas überfordert, würden aber gerne sehen, wenn ich nicht nur hospitiere, sondern mich stärker aktiv einbringe. Ich suche mir erfahrene Gemeindemitglieder als Ansprechpaten, die meinen Weg auch persönlich begleiten würden. Der Hauskreis-Koordinator schlägt mir eine konkrete Gruppe vor, die mich nach Beratung und Zustimmung zum Mitmachen einlädt.
Ich erlebe viel Rückendeckung und spannende Ein- und Vorausblicke und kann daher mit einer gewissen Gelassenheit die nächsten Weichen stellen. Dank sei Gott!
Jo, er „kam“ nicht nur, sie haben genau gewusst, wen sie da gewählt haben, und viele der Gestrigen haben erhebliche Schwierigkeiten mit ihm!
Was meinst Du mit „Glauben“ in Anführungszeichen? Dass Jesus (wörtl. „Gott rettet“) der Retter der Welt ist und er heute nur unsere Hände, Füße, Münder und Anpacker hat (ja, der Papst ist eben auch einer von uns), dieses Bekenntnis ist schon Bedingung fürs Christsein. Gerade weil Gott „Leben in Fülle“ für alle will und nicht nur für irgendwelche Auserwählten, darum braucht er Leute, die sich zu ihm bekennen. Er will keine Marionetten. Und wir als Christen möchten selbstverständlich gerne mit allen zusammenarbeiten, welche die Schöpfung und die Menschenwürde bewahren und zu retten suchen. Dazu muss man nicht an Gott glauben, aber er macht halt frei von allen anderen „Göttern“, Idolen, Führern und ihren Ideologien. Mein persönlicher Glaube (Gott liebt dich und mich, weil er sein Leben für uns hingegeben hat und uns jetzt jeden Tag begleitet, um uns gute Ideen zu geben, stark zu machen und zu befreien) ist nicht nur Kuschelkurs für stille Stunden, sondern Herausforderung zu Engagement und Verantwortung dort, wo wir leben und arbeiten. Glaube ist für mich also Politik in Reinkultur.
Franziskus kam gerade zum richtigen Zeitpunkt. Jetzt ist noch viel zu retten.
Die Kirchen müssen sich durchringen, den „Glauben“ nicht mehr zur unabdingbaren Bedingung für das Christsein zu machen.
Wenn es Gott gibt, wird er für alle Verständnis haben, die nicht an seine Existenz glauben und sich über alle freuen, die trotzdem nach der christlichen Ethik leben, also sich so verhalten, als gäbe es Gott.
Vielleicht will Gott auch, daß sich die Christen in die Politik einmischen, um die Schöpfung zu bewahren.
Etwa so
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