Wie kann man „ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“ (EGB 572-Han/HB) entern – als Passagier, nicht als Pirat? Indem man beim „1. Offizier“ einen Lehrgangstag mitmacht. Der stand heute auf dem Programm: Gemeindemitgliedschafts- und Taufseminar. Die Gemeinden des Mülheimer Verbands laden zur Erwachsenentaufe ein. Im Unterschied zu den evangelisch-freikirchlichen Gemeinden der Baptisten ist dies jedoch kein absolutes Muss. Wer sich seiner Säuglingstaufe gewiss ist und das damalige Glaubensbekenntnis seiner Eltern und Paten sich als Erwachsener zu eigen macht und in einem Lebensübergabegebet „ratifiziert“, kann dennoch Gemeindemitglied werden. Voraussetzung ist der Entschluss, mit Jesus durchs Leben gehen zu wollen und einen Antrag auf Mitgliedschaft zu stellen, der vier Wochen lang am Schwarzen Brett ausgehängt wird. Das Gemeindeleitungsteam muss dann den Antrag bewilligen, und das neue Mitglied wird der Gemeinde im Sonntagsgottesdienst vorgestellt und gesegnet. Es gibt aus beruflichen Gründen einige mit Doppelmitgliedschaft.
Einen verpflichtenden Mitgliedsbeitrag gibt es nicht, wenn möglich werden aber 10% des Einkommens gespendet. Um Kosten zu sparen werden viele Tätigkeiten z.B. zum Erhalt des Gemeindezentrums ehrenamtlich ausgeführt und nicht professionell „outgesourct“. Nicht nur das Beziehungsniveau, auch das der Mitarbeiterschaft ist hoch. Ich habe das auch schon gesehen, beim Ranger-(Pfadfinder-)abend, bei dem die Kinder und Jugendlichen in ihren Gruppen nur durch das Engagement von vielen Vätern und Müttern und anderer junger Erwachsener begleitet und geführt werden können. Ähnliches gilt für das Kindergottesdienst-Team, das Café, die Reinigungsarbeiten u.a.
Wir sind eine kleine Crew, zwei Taufbewerber, einer der erstmal nur Genaueres wissen möchte, der „1. Offizier“ (Pastor) und ich. Zwar bedeutet mir das Stichwort „Conversión“ von PP. Franziskus viel, für mein persönliches Leben wie für mein Engagement, aber einen konfessionellen Übertritt habe ich nie darunter verstanden. Viel lieber möchte ich Kundschafter und Brückenbauer sein. Brücken zueinander, mit mehreren Pfeilern, die erst eine gewisse Spannweite der weltweiten Catholica ermöglichen und zu stützen vermögen.
Zu Hause setze ich mich hin und schreibe auf, was mir meine Taufe bedeutet. Aus dem Familienstammbuch suche ich meinen Taufschein heraus und schaue ihn mir nochmal an. Schon als Kind habe ich viele Einzelheiten der Vorgeschichte und der Tauffeier von meinen Eltern und meinem Patenonkel in Erfahrung bringen können. Meine Kindheit und Jugend hindurch habe ich mich immer von Gott behütet und von Jesus begleitet gefühlt, bis ich im Alter von 27 Jahren gelernt habe, dass Beten mehr ist als fromme Gedichte aufzusagen oder Texte fremder Leute zu lesen oder vorzutragen. Das war die erste Weichenstellung, die mich dann zur weltweiten Pfingstbewegung und ihrer katholischen Version gebracht hat und meinem Leben einen bisher verborgenen Horizont eröffnet hat. Jetzt bin ich wieder eingespurt und auf der Strecke und darf eine ganz neue und andere kirchliche und gesellschaftliche Landschaft erkunden, wofür mir früher die Voraussetzungen gefehlt haben.
Ja, ich bin getauft und gefirmt, und bei der Taufe meiner drei Glaubensgeschwister in vier Wochen werde ich mich entschieden unter das Wort 2. Tim 1, 6-8a stellen und mich vom Heiligen Geist erneuern lassen.