Signalthemen!

Signalthemen!

Die Flutkatastrophe in der Eifel – oder die globale Corona-Pandemie – als Strafe Gottes für die westliche Dekadenz in der Sexualmoral? Manche Prediger vom selbsternannten freikirchlichen Gemeindegründer bis zum orthodoxen Patriarchen machen es sich gar zu einfach.

Für fast alles Unglück auf dieser Welt steht der Mensch in der Verantwortung – vielleicht bis auf Erdbeben und Vulkanausbrüche. Sofern die Menschenwürde und die Erhaltung von Gottes Schöpfung betroffen sind, ist der Mensch sogar schuldig. Ich bin der globalen, strukturellen Sünde unterworfen, ob ich will oder nicht. Darum ist Erlösung für mich das totale Geschenk Gottes, das ich gerne annehme, damit nicht auch zuletzt noch die Hoffnung stirbt.

  • Gerechtigkeit und Frieden als zentrale Themen der Bibel (besonders des Ersten Testamentes, z.B. Ps. 72),
  • die Bewahrung der Schöpfung und ihres äußeren und inneren Klimas und
  • die Menschenwürde und -rechte vom Beginn des Lebens bis zum Ende

sind die Signalthemen, die das soziale Handeln von Christen bestimmen sollten. Christlicher Glaube ist hochpolitisch! Alle Theologie hat eine politische Dimension (J. B. Metz, Johannes Reimer). „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts“ (Bischof Jean Gaillot).

„Ich bin Christ, weil es einen Weg zu mehr Gerechtigkeit und Frieden auf dieser Welt gibt.“

Und dieser Weg ist Gott höchstpersönlich: In Jesus Christus. What would Jesus do today?

Schade, dass die damit verbundene Komplexität menschlichen Handelns in der evangelikalen Szene von Vielen nicht wahrgenommen wird. Die „evangelikalen Signalthemen“ Homosexualität, Abtreibung und Gender setzen ihre Akzente an der falschen Stelle. Damit spielen sie eher der Verwirrungstaktik des Versuchers in die Hände. Sexualethik auf Homosexualtät und deren biblische Verdikte zu verengen, Menschenrechte auf ungeborenes Leben und Geschlechter-Gerechtigkeit mit „Kampf gegen die Gender-Ideologie“ in Frage zu stellen, zeugt von einer bemerkenswerten Unwilligkeit, dem Zeitgeist mit seinem Egoismus und dem gesellschafts-spaltenden Hass auf plausible und überzeugende Weise aus dem Geist Gottes heraus Paroli zu bieten. Politisch relevanter Glaube muss primär diakonisch ansetzen. Ihn auf – obendrein fragwürdige – Sexualmoral zu konzentrieren, geht voll an der postmodernen gesellschaftlichen Realität vorbei. So macht die Kirche Gottes Bekehrung und Glaube irrelevant.

(Foto: Analogicus, pixabay)

Man muss aus dem Klimawandel gar keine Ideologie machen, um die Zusammenhänge zu verstehen. Die selbstgemachte Flutkatastrophe ist ja nicht nur die Auswirkung eines irgendwie über uns schwebenden globalen Schicksals, sondern die direkte Folge von Fluss-Begradigungen, Bebauung ehemaliger Fluss-Auen und Zupflastern von möglichen Ausgleichsflächen. Wir wissen das alles längst – und verdrängen es politisch und praktisch gerne – bis sich das Unheil einmal Bahn bricht. Dass diese Probleme nicht nur die großen Ströme wie Elbe, Rhein, Donau und die Küstenregionen betreffen, sondern auch die kleinen Flüsse und Bäche – ja wer hätte das gedacht, dass Wasser nun einmal gerne nach unten fließt?

Für eine menschenfreundliche Politik auf der Basis christlicher Verantwortungsbereitschaft ist Bildung das A und O. Für die Wahlen im Herbst hat sie für mich unbedingte Priorität, damit wir global und im modernen Europa nicht auf eine Bildungs-Katastrophe zusteuern. Die Mängel der schulischen Bildung in der Corona-Zeit machen mich besorgt.

Auch durch Corona deutlich geworden: Menschenwürde ist auch gegen Ende des Lebens eine Herausforderung. Ich möchte keine Pflege-Katastrophe! (Nicht nur, weil ich selbst sehr schnell davon betroffen sein könnte.)

Parallelgesellschaften, Ghettobildung, soziale Brennpunkte sind Ausdruck verfehlter Integrationspolitik (für alle, nicht nur für Einwanderer). Genug durch eigene Arbeit bezahlbarer Wohnraum verhindert eine Wohnungs-Katastrophe (von der nicht nur Flutopfer betroffen wären).

Christliche Ethik und soziales Handeln finden in der Bibel ihre Basics (10 Weisungen, Bergpredigt). Gott hat die Hauptsignale „auf Grün“ gestellt (Jer. 29, 11 mit beachtenswerten Versen zum Thema Zeitgeist im Kontext). Ein weiter Horizont bei Christen tut der Gesellschaft gut. Minderheiten Gerechtigkeit zu erweisen, für die Menschenrechte der Schwächsten einzutreten und die Gottes-Ebenbildlichkeit aller Menschen weder einzuschränken, noch durch Sternchen unterscheiden zu müssen, auch. Vielleicht wird das ja erst entbehrlich, wenn Frauen nicht nur in unserem Land bei gleicher Arbeit durchschnittlich endlich dasselbe verdienen wie Männer.

Beispiel zum „strukturellen Bösen“:

Und zu moderner Sklaverei:

Die immer komplexeren Zusammenhänge der postmodernen Welt sind differenziert zu betrachten. Davor keine Angst zu haben, auch dazu ruft Jesus uns in Joh. 16, 33 auf. Die Existenzangst von Kindern und anderen Arbeitssklaven wiegt in den Augen Gottes höher als unser bürgerliches „Jammern auf hohem Niveau“. Eine gute Zukunft liegt nun einmal in unseren Händen – gerade das sind wir unseren Enkeln schuldig. Sich als alter Mensch aus dieser Verantwortung zu stehlen („früher war alles besser“ – „engagieren sollen sich jetzt mal die Jüngeren“ …) ist nicht mein Ding. Kommst Du mit? Lasst uns neue [Wege freitrampeln]!