„Brannte nicht unser Herz…?“

„Brannte nicht unser Herz…?“

In meiner Zeit als Minijobber (2015–2018) für den Mülheimer Verband  (MV) „musste“ ich alle Konferenzen mitmachen und darüber berichten. Die [Jugendmitarbeiterkonferenz „MIA“] 2017 in Hamburg war ein Highlight, denn sie hat mir ein [persönliches Pfingsterlebnis beschert}: Keine himmlischen Feuerzungen über den Köpfen der Teilnehmenden, aber blitzende Augen, die von „geistlichem Feuer“ nur so sprühten!

Unkomplizierte Begeisterung ist auch für Greyheads sehr heilsam!

Seitdem mache ich bei MV-Konferenzen gerne backstage mit, nach dem bewährten [„OEL“-Schema]: Beten (auf Gott hören) und arbeiten (ungefähr jeweils 4 Std.), d.h. ich helfe in der Orga oder in der Küche. So darf ich auch noch ein Bisschen „MIA-Luft“ schnuppern und einige Sessions, Workshops und Gebetszeiten aktiv mitmachen. Das hohe Niveau von MV-Veranstaltungen begeistert mich immer wieder – nie habe ich das in dieser Tiefe und Dichte in meinem Berufsleben als kath. Gemeindereferent erlebt!

Der Basistext Joh. 17, 11–16 in Weltkartenform im Foyer

Die Youngsters haben 2023 in der Paulus-Gemeinde Bremen daran gearbeitet, wie es ist, „in der Welt, aber nicht von der Welt“ zu sein (Joh. 17, 11-16). Ich kann nur hoffen und beten, dass sie das in ihrer Lebensführung auch umsetzen, wenn sie wieder zu Hause, in der Schule und auf der Arbeit sind! Der zuweilen sehr unkritisch scheinende Umgang mit Social Media und Markenkleidung ist mir schon aufgefallen – gehe ich doch auch selbst damit um, versuche aber mich davon nicht abhängig (süchtig) zu machen, indem ich beim Konsumieren nach den Resourcen und der Nachhaltigkeit frage. Da gibt es im Workshopkanon der Jugendkommission des MV noch „Luft nach oben“. Ethische Entscheidungen zu treffen [eine Handreichung des MV]  haben nicht nur etwas mit Sex zu tun (der im übrigen natürlich Thema nicht nur eines Workshops war. Wie gehen wir mit Gruppenmitgliedern um, die sich outen oder sich in Frage stellen? „Let’s talk about…  people!“).

Nichtsdestotrotz hat mich einer der Session-Abende besonders berührt, als es um die Spititualität von Thomas von Aquin ging und wir dessen tägliches Gebet, das überliefert ist, ausgelegt bekommen und gemeinsam gebetet haben – bei einer kath. Jugendleiterkonferenz undenkbar.

Session

Großen Raum nahmen Begegnung, spontane Gespräche, Gebet in Gruppen oder zu zweit ein, für die in der Mittagspause bis 16 Uhr und als Top-Level im Programm viel Zeit veranschlagt wurde. Eine Stunde davon „Shhhht!“–  Stille in allen Räumen, was schon zu einer kleinen Tradition bei der MIA geworden ist. Umso „fetter“ dann Praise & Worship zum Start der Sessions. Überhaupt wird das Konferenzformat laufend abgefragt und angepasst. Zu Hause kann jede/r anhand von  standardisierten Fragen evaluieren – online überhaupt kein Problem.

Höhepunkt dann am Sonntag die Eucharistiefeier (was bitte soll es denn sonst sein?) zusammen mit der Paulus-Gemeinde, die durchaus ein bisschen zusammenrücken musste und das auch gerne getan hat. Manch Kompliment über „die Jugend“ war zu hören – nur muss man berücksichtigen, dass hier die „Crème da la Crème“ der MV-Jugend versammelt war…

Zum Schluss meine standard Konferenzfrage: Was nehme ich mit nach Hause?

  1. Beispielhafte Gastfreundschaft: Ein Schlafplatz, für den ein Gemeindemitglied aufs Sofa umgezogen ist, ein supernettes Küchenteam, Geduld der Konferenzleiter mit einem „alten Zausel“, der unbedingt dabei sein wollte (das ist nicht selbstverständlich);
  2. Alltagstaugliche Sessions über die „Theologie der Welt“ (naja, immerhin habe ich mal bei Johannes Baptist Metz in Münster studiert. Sein Ansatz wurde vom freikirchl. Theologen Johannes Reimer  [in dessen „Welt“-Trilogie] zusammen mit Tobias Faix fortgeführt und in der Transformationsforschung praxistauglich gemacht.)
  3. Helfendes Gebet im „Prayer Space“ mit Ps. 23, 5 als persönliche Verheißung für mich für die nächsten Monate;
  4. Workshop „Social Media“, locker und kompetent geleitet.

    Zwei Workshops über den Einsatz von Social Media in der Jugend-/Gemeindearbeit: Ja, da kann ich noch was Neues lernen! Muss es aber unbedingt Insta sein? („Da sind alle!“). Ich bin zwar bekennender Meta- und X-Verweigerer, aber im Fediverse bei [osna.social] vom Chaos-Computer-Club, gefördert durch die Stadt Osnabrück, und eine echte Alternative zu X/Twitter. In diesem Punkt sind die Youngsterz inkl. der Jugendkommission aber auch persönlich lieber ganz „in“ der Welt! Und ich denke, die Kirche muss es auch sein.

  5. Der völlig unkomplizierte Umgang auf Augenhöhe zwischen den Generationen. Nun gut, einige kennen mich schon von vorhergehenden Konferenzen, und ich sie auch, aber genau das trägt ja dazu bei, einander zu verstehen, sich gegenseitig zu ermutigen und, ja, füeinander „handgreiflich“ zu beten. Für das Gemeindeleben zu Hause von unschätzbarem Wert!
  6. Achja und die Tages-Radtouren zwischen Osnabrück und Bremen [auf den beiden nördlichen Abschnitten des „Brückenradwegs“]. Pedalpilgern mit dem Ziel nicht eines Ortes, sondern eines geistlichen Events.

Einfach Danke!

Pedalpilgern auf dem Brückenradweg kurz vorm Ziel