„Keep the fire!“

„Keep the fire!“

Working … worshiping … soaking … talking …
Ja, es war eine „Ora et labora-Tagung“, die Jugend-Mitarbeiter-Konferenz des Mülheimer Verbands und Gästen aus weiteren Gemeinden. Was mich bei charismatischen Events immer wieder begeistert: Die Mischung aus Seminar/Workshop oder Referat mit Lobpreis- und Gebetszeiten (und die nicht zu kurz!), Pausen für Austausch, chillen oder gemeinsam essen.

So wusste ich durchaus, was mich erwarten würde: Hohe Professionalität sowohl in der Orga, als auch durch die Referenten bzw. Workshopleiter, meist aus den eigenen Reihen. Dafür der „JuKo“ [Jugendkoordinatorinnen des MV] und dem MIA-Team jetzt schonmal allen erdenklichen Dank! Dank auch der [City-Kirche Hamburg], in deren Räumen die Tagung mit 300 quirligen Jugendlichen stattfinden konnte, denn die drei MV-Gemeinden in Barmbek/Bramfeld haben gar nicht die räumliche Kapazität, eine solche Veranstaltung beherbergen zu können. Aber zum Übernachten ging es…

Ursprünglich wollte ich nur als „Kundschafter“ zur MIA, als Station meiner Kennenlern-Tour durch das Charismatische Deutschland. Aber schon zu Hause bei der Durchsicht der Seminarthemen war klar: Ich werde nicht lediglich Beobachter von „Evangelisation in der Jugendstufenarbeit“ sein, sondern als ganz normaler Teilnehmer  eintauchen in die Sessions und Workshops, denn für meine persönliche geistliche Situation und für meine Engagements in meiner Stadt werde ich wichtige Impulse mitnehmen können.

So war es denn auch. Gleich in der „Session 1“ gab es einen entscheidenden „Klick“ bei mir während der Predigt von Heiko über 1. Kor. 3, 6-9. Heiko ist Koch und arbeitet „nur“ nebenamtlich als Jugendpastor. (Wo sind eigentlich die normalen Berufstätigen mit Predigtauftrag in der Konfession, aus der ich komme? Es gibt keine? Offensichtlich hat die kath. Kirche Deutschlands den Zug (den „Kairos“) einer charismen-orientierten Liturgiereform verpasst…)
Heiko macht den Unterschied zwischen aussäen, bewässern und ernten deutlich (dafür muss man nicht Theologie studiert haben). Er macht aber auch deutlich, dass es verschiedene Aufgaben und Rollen sind,  die einen Wachstumsprozess voranbringen. Wir sollen keine Einzelkämpfer sein! Und das Wachstum selbst, das können wir gar nicht vollbringen. Das ist Sache Gottes – glauben wir als Christen. Welche Berufung habe ich also? Samen säen? Bewässern und gärtnern? Ernten tuen meist sowieso andere, wenn die Wachstumsprozesse vollendet sind. Dass so etwas dauern kann, mehrere Jahre, das weiß jeder Manager. Mir kommt ein [früherer Impuls] in den Sinn: Jetzt sehe ich meine persönliche Aufgabe noch stärker fokussiert: Bewässern! (Morgen in aller Herrgottsfrühe werde ich nicht mit den anderen als „Sämann“ auf den Fischmarkt gehen.)

Während der Lobpreis-Zeiten gibt es Gebets- und Seelsorgeangebote, und auch in der Zuhörerschaft sehe ich etliche, die sich im Arm halten: Nicht, weil sie sich so mögen, sondern weil sie (vernehmlich) betend füreinander einstehen und so Gal. 6,2 und 1. Thess. 5,17 nicht nur als netten Appell verstehen, sondern sich handgreiflich hier und jetzt Zeit dafür nehmen – charakteristisch für charismatische Events und damit Profilelement auch der MV-Tagungen. Das habe ich in meinem früheren Beruf im pastoralen Dienst niemals so erlebt. Schade.

„Kein Weihnachten ohne Ostern“: Missionarische Hasen-Performance für Adventsmärkte

Praise & Worship-Musik mag ich sehr, denn ich möchte nicht nur „Lobpreis old school“ machen, wie im Domchor. Lobpreis fordert mich durchaus auch körperlich-sportlich heraus! Die Songs werden konfessionsübergreifend in den meisten Freikirchen und in der Charismatischen Erneuerung gesungen – einmal mehr bringt die Musik ihr verbindendes Potential zum Ausdruck! Ja, für „fette Musik“ braucht man eine kompetente Band. In meiner kleinen Gemeinde gibt es mehrere davon. Darum bleiben für die etablierten Kirchen nur noch Organisten übrig.

Hauptredner ist [Gernot Elsner] von [„Gospeltribe“ aus Karlsruhe]. Nein, nicht er bringt den Saal zum kochen. Ob sein Exkurs über Frauen und Männer evangelikale Klischees bedienen soll, möchte ich nicht bewerten. Aber seine Sprache empfinde ich nicht als aufgesetzt (immerhin ist er ja ne Ecke älter als das Gros der Teilnehmer). Seine Flapsigkeit kommt jedenfalls an. Das Beispiel, das ich behalten habe, nenne ich hier jetzt aber lieber nicht. Weiland auf der Reeperbahn Pater Leppich konnte das auch, sogar noch als alter Mensch.

Es ist wohl das Zusammenspiel von Sprachbegabung, Empathie für eine Versammlungs-Atmosphäre und innerlicher Bereitschaft der Teilnehmer, sich auf neue Perspektiven einzulassen, das der Geist Gottes gerne als „Einflugschneise“ benutzt, um uns ganzheitlich zu ergreifen und neu zu gestalten. „Es entstand ein Brausen…“ jetzt kann ich es selbst erleben. Der Saal kocht also, und es ist kein Promi, kein Star, kein Führer oder Fußballtor da wie bei weltlichen Massenevents. Ich sehe in Gesichter – und in blitzende Augen! Keine „Zungen wie von Feuer“, aber Funken, die aus den Augen der Anwesenden zu springen scheinen! Die 300 wollen Gott nahe sein. Ich glaube es, und ich will es auch, und mein Körper reagiert entsprechend. Nein, nicht umwerfend wie bei Manchem, sondern gewollt: „Ich streck mich aus…“ ist jetzt viel mehr als nur ein Singalong. Einmal mehr spreche ich auf dem Boden liegend mein [„Suscipe“]: „Nimm mich auf, Herr, Du hast es mir so eloquent versprochen, und ich werde leben. Und lass mich nicht konfus werden angesichts der Erwartungen, die auf mich einstürmen.“ Später dann gehe ich umher und sehe zu, dass sich niemand verletzt oder sonst unangenehme Situationen ergeben (da kommt der ehem. Notfallseelsorger durch…).

Immer wieder: Coaching-Gespräche…

Die Tagungsleiter bieten Segnungsgebet an. Dann nehmen die Teilnehmer ihre lokalen Leiter in die Mitte und beten ihrerseits für sie (immer frei und vernehmbar). Auch die Band und die Technik haben noch jeweils eine/n Beter/in an der Seite. Ich denke: Gernot darf hier nicht der King sein, der auf der Bühne über allem steht und keiner kommt auf die Idee, auch für und mit ihm zu beten, und geselle mich zu ihm. „Keep the fire!“ sagen wir uns gegenseitig, und unsere Augen blitzen. Jeder von uns hier im Saal braucht Motivation – immer wieder neu! Und nur einer hier in der Citykirche Hamburg ist der King, der einheizen oder gar entflammen kann.

…und: Lass uns eben beten!

Zwei Workshops konnte ich belegen: „Vision“ (siehe unten Punkt 3) und ein Schnupper-„Bootcamp“ zu den [„Turning“-Evangelisationswochen in Bremen]. Letztere interessieren mich als missionarisches Format, denn für eine missionarische Kirche sind alle Methoden wichtig, besonders wenn Nägel mit Köpfen gemacht werden. „Turning“ (zu deutsch: Spiritual Change-Management) ist Hardcore-Evangelisation auf der Straße. In Bremen waren nach einjährigem Vorlauf 300 Christen/innen 14 Tage lang auf Bremer Shopping-Malls unterwegs und haben mit 1.800 Leuten Bekehrungsgebete (bitte: einladend!) geführt, von denen 1/3 sich bereit erklärten, mit Jesus weiter zu gehen. Für Nachhaltigkeit wurde durch verlässliche 1:1-Kontakte mit Gemeindemitgliedern gesorgt. Beeindruckend war die große Zahl der Beter, die in den Kirchen die Missionar/innen still oder vernehmlich unterstützten und damit ihren Teil zu der Aktion beigetragen haben.

Sonntagmorgen vor und nach den Gottesdiensten in einer der drei MV-Gemeinden, wo die Meisten untergebracht waren: Ich hatte bereits am (späten…, oder war es schon frühmorgens?) Abend meine „Hausaufgaben“ gemacht:

  1. Kraftvolle Leidenschaft! Die ist bei einem coolen Hanseaten wie mir eher dezent, und so war mein Gebetswunsch klar. Hey, vertrauen wir etwa nicht darauf, dass Gebete erhört werden?!
  2. Ich war ja nicht als Jugendleiter, sondern als Gebetshausfreunde-Leiter dabei. Ich muss mich nicht länger um Leiterschaft herumdrücken. Ich habe es ja sogar ausführlich gelernt [noch gar nicht so lange her…] und muss eigentlich nicht zu bescheiden sein. Leitung braucht beherzte Anpacker. Als Gebetshausfreunde meiner Stadt sind wir immer noch quasi „im Obergemach“… Herr, wie lange sollen wir noch warten?
  3. Das gilt eben auch für Oldies: Von der Vision her planen! (Haben wir denn eine?) Welches Ziel peilen wir in welchem Zeitraum an? Wie gehen wir strategisch vor? Welche Maßnahmen müssen dafür durchgeführt werden? Wie sieht das in unserem Alltag aus?

Spirituell: Jesu Vision meint: Alle! Sein Ziel ist Gemeinschaft, Vertrautheit und Absonderungs-(Sünd-en!)-Vergebung mit Gott. Ich warte nicht länger und packe etwas an, strategisch. Mission ist Hardcore: Lk- 10, 1-24. Im Alltag: Leb Dein Ding (nein, nicht nur junge Leute)! „Leb es radikal. Leb es von Deiner/Eurer Vision her! Stell Deine Gewohnheiten radikal in Frage. Spreng leblos gewordene Formen auf.“ (Sam Krauter)  Willst Du denn ernsthaft noch länger „tote Pferde reiten“? Vergiss die Evaluation/Auswertung nach einer Aktion nicht!

Im Abschluss-Gottesdienst mit der [Christus-Gemeinde HH-Bramfeld] geht es ums Füßewaschen (Joh. 13, 1-17). Mission, Evangelisation fängt am einfachsten mit Dienst an. „Kontextorientierte Pastoral“ würde das heißen – zum Glück kommen solche Churchies [in der Predigt] nicht vor. Mir fällt Evangelii Nuntiandi von PP. Paul VI. aus dem Jahr 1975 ein, bes. Nr. 41. Ich erinnere mich: Evangelisation – Erweckung – Heiligung war auch das Anliegen der Gründergeneration des MV vor gut 110 Jahren! Ich muss seufzen, aber das Feuer in meinem Herzen erstickt Trübseligkeit im Keim… „Dienen formt das Herz!“ Am Mitbring-Büfett dürfen wir uns gütlich tun, feiern – „der zweite Gottesdienst, den wir hier jeden Sonntag unmittelbar aufeinander folgend haben“ meint mein Tischnachbar und steckt mich mit seiner Freude an.

P.S.:
Was können Leiter über 60?

Also das muss jetzt noch wieder aus der Archiv-Kiste raus!

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