Die „missionarische Wende“ (PP. Franziskus spricht in der spanischen Originalversion von EG immer von „conversión“: Kehrtwende, Bekehrung!) ist von grundsätzlicher Relevanz für die gesamte Kirche mit allen ihren Denominationen, mit allen ihren Strukturelementen, allen ihren Mitstreitern, bis in den letzten Terminkalender hinein. Also auch für die „Charismatische Erneuerung“ (CE) der kath. Kirche, die jetzt auf internationaler Ebene von der [ICCRS] zu „CHARIS“ umstrukturiert wird. Das „deutsche Organigramm“ der CE wird quasi internationalisiert.
Strukturreform ist nur dann sinnvoll, wenn sie als Hilfsmittel verstanden wird, um dem kirchlichen Grundauftrag besser nachkommen zu können, und das ist nun mal Mission!
„Wir sind eine Mission!“, dieser Ruf nicht nur von Bischof Franz-Josef Bode beim Magdeburger Dialogforum 2015 darf von unseren Pastoralteams nicht länger als Sprechblase abgehakt werden.
Die missionarische Wende nicht nur in konfessioneller Pastoral, sondern auch in der CE, das wünsche ich mir sehr und arbeite bei aller Kritik auch gerne daran mit! Bischof Algermissen von Fulda hat bei der Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen der katholischen Version der Pfingstbewegung die ca. 500 Mitfeiernden aufgerufen, [Hauskirchen zu gründen]. In meiner Stadt darf ich dabei mitwirken, bisher in drei neuen Gebetskreisen, bei denen CE-Leute mitmachen. Da wir von Anfang an multikonfessionell aufgestellt waren, sind es also rein organisatorisch nicht direkt Gruppen „der“ CE oder GGE.
Unsere Vision ist vielmehr ein 24/7-Gebet in unserer Stadt, bei dem alle freien Gebetsinitiativen miteinander vernetzt sind. Wir möchten Menschen sammeln, die eine Berufung verspüren, sich eine verbindliche Zeit pro Woche für Gebet (in welcher Form auch immer) zu engagieren. Wir dürfen dafür die Schulungräume eines christl. Pflegedienstes nutzen, der sinnigerweise „Siloah“ heißt, übersetzt „der Gesandte“ – das ist ein Auftrag, hinauszugehen und sich nicht in fromme Obergemächer zurückzuziehen! Weniger ein Gebets„haus“, sondern eher so etwas wie eine Gebets„ambulanz“…
Ich werbe für eine [direkte Kooperation von Mission Manifest mit dynamissio]. Die CE hat einen Schritt vorwärts getan, indem sie beim neuen Netzwerk [„Christlicher Convent Deutschland“] mit zu den Trägerorganisationen gehört, wo an die 100 („neo“-)evangelikale und charismatisch orientierte Bewegungen gemeinsam evangelisieren wollen. Das bedeutet langfristig aber auch, konfessionelle Grenzen zu überwinden. Eine ökumenische Kirche der Zukunft kann ich mir nur postkonfessionell vorstellen. Alles andere ist nicht mehr glaubwürdig, plausibel, vertrauenserweckend und anziehend für postmoderne Menschen. Und das bedeutet, heruntergebrochen auf unsere konkreten Gemeinden und Gruppen, dass wir keine Angst mehr haben vor der „Komplexität der Einheit“, wie sie der Geist Gottes stiften möchte. Jeder Gebetskreis muss nun daran arbeiten, wie und wo er missionarisch und diakonisch tätig sein soll.
„Ohne Beschränkungen und Ängste“ (EG 33) dürfen wir miteinander ganz konkret an unseren Orten weitere Schritte wagen. „Neuer Wein gehört in neue Schläuche“ (Mt 9, 14-17) – das müssen wir in seiner ganzen Tragweite neu entdecken. Die „alten Schläuche“ zu konservieren, damit sie vielleicht halten, ist nicht unsere Aufgabe, und schon gar nicht daran herumzuflicken, wie es vielerorts leider geschieht. Der Heilige Geist will uns persönlich „auf links drehen“, das Innerste nach Außen, das Herz von Stein „herausreißen“ (Ez/Hes. 36, 26). Wenn wir das zulassen, passiert das auch mit der Kirche, der Gemeinde, unserer Gruppe, denn sie ist Christi Leib, in dieser Weltzeit für alle sichtbar.
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