Für den Jahresrückblick zitiere ich den Schluss aus meinem [Blogeintrag vom Anfang des Jahres]:
„In meiner Gemeinde gibt es zum Jahresanfang die Möglichkeit, sich aus einem Körbchen mit Schriftworten eine persönliche Jahreslosung zu ziehen. Das berührt mich wieder sehr, denn Gott gibt mir keine netten Tipps, sondern stellt mir eine Frage:
„Wen soll ich senden? Wer will mein Bote sein?“ (Jes. 6, 8)
Die Antwort steht nicht mehr auf dem Kärtchen: „Ich bin bereit, sende mich“ Nur – das, was dann im Jesajabuch folgt, das möchte ich überhaupt nicht! Vielleicht ist es aber auch schon geschehen in dieser gegenwärtigen Zeit, dass das Volk Gottes in Deutschland, die Kirche, einem abgehauenen Baum gleicht, von dem nur noch der Stumpf steht. Am Ende von Jes. 6, 13 heißt es dann nämlich:
„Doch aus diesem Wurzelstock wird einmal etwas Neues wachsen: ein Volk, das mir gehört.“
Ja, das möchte ich, etwas Neues anpacken, ein neues Gemeindeformat anschieben, gemeinsam mit anderen…! Der Wurzeln meines Glaubens darf ich mich in diesem Jahr auf ganz neue und unerwartete Weise vergewissern, und vielleicht sind gerade sie es, mit denen ich/wir offene Türen für ein neues Projekt einrennen würden… Herr, wo und wie soll das geschehen?
„…und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte“ (Lk. 10,1).
Zu zweit. Das Copiloten-System hat also seinen Sinn. Davon habe ich neulich nachts noch geträumt. Und er sendet sie dorthin, wohin er selbst kommen will. Wo er also noch nicht oder nicht mehr zu finden ist. Diese Vorauskommandos machen [nichts anderes], als was er auch macht, und auch wie er es macht. Aber um das zu können, müssen sie „ständig online“ sein, sonst ist alles Agieren ziellos.“
Meine „persönliche Jahreslosung“ für 2016 hat angesichts ihres Kontextes, wenn man weiterliest, ziemlich gemischte Gefühle in mir ausgelöst. Ich bin kein Revoluzzer und kein Alpha-Tier. Dennoch hat mich dieses Wort sehr berührt, und ich bin sehr dankbar, dass ich in diesem Jahr das Wirken Gottes in meinem Leben durch starke Orientierungspunkte und Wegweiser erkennen durfte. Für mich stehen sie in einem klaren Zusammenhang mit der Gemeinschaft in einer christlichen Gemeinde, wenngleich wichtige Impulse auch von außerhalb ihres Tellerrands herkamen. Dass der Geist Gottes Freikirchen nicht nur „erlaubt“, sondern als Werkzeug zur Erneuerung der gesamten Kirche regelrecht gebraucht, hat nicht nur das Zweite Vatikanische Konzil festgestellt (Ökumenedekret Nr. 3: Der „Geist Gottes hat sich gewürdigt, sie als Mittel des Heiles zu gebrauchen“ und andere starke Sätze mehr), sondern das durfte ich beim „Schüler-Prayday“ im November 2015 durch ein [prophetisches Gebet] erkennen, das meine bisherige negative Einstellung zu konfessioneller Vielfalt über den Haufen geworfen hatte.
Ob ich Bote für ein [Gebetshausprojekt] in Osnabrück sein kann, hat Gottes Geist im Februar mit der Formierung eines monatlichen Gebetskreises beantwortet. Wenn denn ein Gebets- und Evangelisierungszentrum für unsere Stadt auf der Agenda Gottes steht, dann kann ich als Copilot dabei mithelfen, es auf den Weg zu bringen. Ob es so wird, gilt es herauszufinden. Mit [Straßenexerzitien] könnten wir 2018 unsere Stadt und ihren dann aktuellen „spirituellen Grundwasserspiegel“ neu entdecken und entscheiden, ob wir eine konkrete Projektgruppe bilden.
Den Kairos (bestmöglicher Zeitpunkt) durfte ich Anfang März 2016 erleben, als mich bei einem Info-Tag des Bistums Osnabrück über das neue Gemeindemodell [„Kirche der Beteiligung“] während der Bibelarbeit die Verse 2. Mos./Ex. 3, 10 und 3 ganz persönlich getroffen haben:
„Und jetzt geh! (V. 10) Mach Dich auf den Weg, warte nicht länger, entscheide Dich und tue den ersten Schritt nicht irgendwann einmal, sondern jetzt!“ Denn: „Da wo Du stehst, stehen wirst, ist heiliger Boden! (V. 3) Weil ich schon dort sein und für die Menschen da sein werde, wie es meinem Namen entspricht.“
Die erste Entscheidung fiel für die verbindliche Mitarbeit in der Andreas-Gemeinde, denn ein missionales Engagement braucht eine solide Basis. Die zweite Konsequenz war ein professionelles Gospel-Coaching (geistliche Begleitung), um das [Charisma der Unterscheidung der Geister] zu kultivieren und realistische Entscheidungen auf dem künftigen Weg zu treffen. Die schriftliche „Hausaufgabe“ gemäß den Regeln des Ignatius von Loyola dazu war sehr effektiv.
Der Höhepunkt der Begleitung und Führung durch den Heiligen Geist in diesem Jahr aber war eine einfache Gebetsgemeinschaft vor dem ökumenischen Kongress „Pfingsten 21“ charismatischer Bewegungen im September 2016, unmittelbar nachdem mein „Freiwilliges Jahr“ in einer evangelikal-charismatischen Freikirche zu Ende gegangen war. [Alle fünf Blogbeiträge zu „Pfingsten 21“] Ich war im Vortrupp und hatte die s.Oliver-Arena in Würzburg mit hergerichtet, und wir sollten nun als „Security-Team“ beim Kongress an den Türen und während der Programmeinheiten dienen. In meiner Gebets-Kleingruppe war auch [Heiner Rust], Pastor der baptistischen Friedenskirche in Braunschweig und einer der Hauptreferenten. Sein Gebet für mich drehte sich um die Aufgaben unseres Security-Teams, dass wir nicht nur einfach buchstäblich die „Türen öffnen“, sondern damit auch zwischen den anwesenden Konfessionen „Brücken bauen“ und „Räume schaffen“ für das Zusammensein, und Gelegenheiten geben zum „Beziehungen knüpfen“ und mit dafür sorgen, dass sich unser aller „Horizont erweitert“. Dafür beteten wir um den Segen Gottes und die Gegenwart Jesu Christi im Heiligen Geist während dieser Tage. Soweit, so gut, und alles auf normalem Level zu Beginn einer solchen Tagung. Aber schlagartig wurde mir in dieser Viertelstunde die Schwere und Tragweite dieser Worte klar: Das betrifft ja nicht nur die Kongresstage in Würzburg, sondern das gilt auch weit darüber hinaus! Es geht exakt um die fünf Aufgaben, die meine künftige Berufung beschreiben, ganz persönlich, für mich!
So durfte ich beim Kongress nicht nur schon einmal praktisch ausprobieren, was in einem übergeordneten Sinn auf mich zukommen würde, sondern auch die Programminhalte auf diese Perspektiven beziehen, die ja im Einzelnen nicht ganz neu waren, aber in ihrem Zusammenhang meine bisherige Selbsteinschätzung erheblich erweiterten. Als Brückenbauer habe ich mich bisher immer verstanden, und dies auch leidenschaftlich umgesetzt (ich war leitender Notfallseelsorger nicht nur im kath. Dekanat, sondern hatte mit Erlaubnis des Generalvikars dieselbe Beauftragung auch für den ev.-luth. Kirchenkreis und konnte durch die Teilnahme an den Konferenzen beider Verwaltungsebenen manche Kommunikation auch jenseits meiner Beauftragung beschleunigen). Dass und wie sich „Türen öffnen“ hatte ich ja im vergangenen Jahr selbst einige Male erlebt. „Räume zu schaffen“, und „neue Beziehungen zu knüpfen“ kommt nun noch hinzu, und das Ganze bekommt mit „Horizonte zu weiten“ noch seinen umschließenden Sinn – sowohl für mich selbst, als auch einladend, missional für die Menschen, denen ich begegne.
In den Tagen nach dem Kongress konnte ich das Erlebte – im Kontext meiner geistlichen Begleitung – noch weiter verarbeiten und betrachte nun die Suche nach meiner Berufung für die dritte Lebensphase als weitgehend abgeschlossen – allerdings so, dass sie „nach vorne offen“ ist. Ist es daher verwunderlich, dass ich jetzt gefragt wurde, ob ich im neuen Jahr im Begrüßungsteam der Andreas-Gemeinde mitarbeiten wolle? Die Verantwortlichen hatten anlässlich des [Mitarbeitertags] Ausschau nach neuen Mitarbeitern gehalten und könnten sich das gut vorstellen. Ich auch. Mein Probeeinsatz als „Azubi“ ist bereits erfolgreich verlaufen. Und eine weitere praktische Perspektive ist am Horizont erschienen, deren Konzept aber noch nicht steht. Daher zu einem späteren Zeitpunkt dazu mehr. Das Timing des Heiligen Geistes ist auf alle Fälle überraschend, und spannend, und faszinierend passgenau!
Auf diese Art und Weise geriet das „Ziehen einer persönlichen Jahreslosung“ zu weit mehr als einem netten Brauch mit einem netten Bibelvers. Ich bin seit Studentenzeiten ein Fan der [täglichen Losungen] der Herrnhuter Brüdergemeine und versuche, meinen Tag damit zu strukturieren und empfehle sie wegen ihrer Alltagstauglichkeit auch gerne weiter, z.B. in meinem Reader zum [Daniel-Plan] nach Ostern 2016, den ich sozusagen als „Projektarbeit“ meines „freiwilligen Jahres“ zusammengestellt hatte. Für die Zielgruppe derjenigen, die eh schon gesundheitsbewusst leben und an Übungen zur Normalisierung ihres Body-Mass-Indexes weniger interessiert waren, hatte ich aus der Begleitliteratur die Inhalte für den „Spiritual-Mass-Index“ eines jeden Tages extrahiert und mit persönlichen Tipps erweitert. (Bei Interesse bitte eine Mail an info@motetus.de)
Auf die persönliche Jahreslosung für 2017 bin ich mächtig gespannt!
[… und hier ist sie!]