Aus dem deutschen Katholizismus gibt es gute und schlechte Nachrichten. Der „Synodale Weg“ ergeht sich in Polarisierungen bis hin zu Kirchenspaltungs-Vorwürfen. Mein Bistum kommt mit [„anders machen“] und viel Sympathie für [„fresh-X“ und ähnliches] in Bewegung. Abenteurer gründen im deutschsprachigen Süden neue (kath.) Gemeinden (Home-Base Salzburg, Stuttgart, Passau…). Ein „Modell Freikirche“ mit ungeweihten männlichen und auch weiblichen Gemeindeleitern und -leiterinnen wird von der römischen Zentrale zwar stark ausgebremst, kann aber zum Glück nicht ganz verhindert werden. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hält vor Politiker/innen eine [beachtenswerte Rede] über die Vision einer evangelisierenden Kirche – auch er wird innerkirchlich damit auf viele taube Ohren stoßen.
Ich nehme das wahr, werde aber meine Energie zu Bewertungen und persönlichen Stellungnahmen übers Katholischsein weiterhin einschränken. Meine Meinung zum „Synodalen Weg“ [habe ich 2019 hier bereits kundgetan]. Nach wie vor bin ich sehr dankbar dafür, dass ich meinen „Traum von Kirche 4.0“ bereits in einer kleinen, charismen-orientierten Gemeinde leben darf. Hier liegt mein Schwerpunkt. Hier ist viel Mehr möglich – synodal und in vollem Vertrauen auf die Verheißung Jesu „wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt. 18, 20). Jesus selbst konstituiert damit seine Gemeinde. Über das „sakramentale Weiheamt“, Macht und Eucharistie, welche die Kirche konstituieren soll, sagt er hier nichts, und die Paulusbriefe über die Zusammenhänge wenig. Ämter können nur Berufungen zum Dienst innerhalb des gemeinsamen Priestertums sein, zu dem alle Getauften (also auch alle nicht-römisch-katholischen) „geweiht“ sind (Lumen Gentium benutzt in Nr. 10 dieses Wort). Daher stehen wir alle auch problemlos in der „apostolischen Sukzession“. Was in meiner „alten Firma“ eher nach innen gewandt gelehrt wird, wird in meiner neuen Gemeinde offensiv gelebt. In kath. Sprechweise: Der „sakramentale Charakter“ der Kirche kommt per se dem Christsein zu, und nicht erst dem Amt, wie einige der ängstlichen deutschen Bischöfe meinen. Alle pastoralen Dienste haben keine andere Wesentlichkeit – hier liegt der Unterschied meiner Überzeugung zur römischen Version der weltweiten Kirche Gottes. Und damit bin ich ja nicht allein! Die Hierarchie des Mittelalters (obendrein durch die Missbrauchsverbrechen [zum Zerrbild ihrer selbst] verkommen) kann postmodernen Menschen nicht mehr plausibel gemacht werden. Das gilt im Übrigen auch für Personenkult und Struktur-Pyramiden von Multisite-Gemeinden in Freikirchen. „Unter Euch soll es anders sein…“ (Mk. 10, 43).
Über den Tellerrand der eigenen Konfession hinauszublicken, ist sehr hilfreich. Warum nicht [gute Merkmale übernehmen] – „ohne Beschränkungen und Ängste“ (EG 33)? Auf Katharina Haubold von der CVJM-Hochschule Kassel und Matthias Sellmann von der Ruhruni Bochum freue ich mich natürlich besonders!