Ich liege im Krankenhaus. Als Lektüre für die paar Tage habe ich mir vorgenommen, endlich einmal „Evangelii Gaudium“ von PP. Franziskus ordentlich zu lesen. Der kleine OP-Eingriff beschert mir zum Glück keinerlei Komplikationen, sodass ich ohne Medikamente und mit hellem Kopf lesen kann. Es haut mich buchstäblich um, wenn ich nicht schon gelegen hätte…! Solche Töne habe ich in päpstlichen Schreiben bisher noch nie vernommen! Es ist der absolute Hammer! Bevor es überhaupt zur Sache geht und PP. Franziskus seine „Wege für den Lauf der Kirche in den kommenden Jahren“ (1) anfängt zu erläutern, lese ich:
„Ich lade jeden Christen ein, gleich an welchem Ort und in welcher Lage er sich befindet, noch heute seine persönliche Begegnung mit Jesus Christus zu erneuern oder zumindest den Entschluss zu fassen, sich von ihm finden zu lassen, ihn jeden Tag ohne Unterlass zu suchen. Es gibt keinen Grund, weshalb jemand meinen könnte, diese Einladung gelte nicht ihm, denn »niemand ist von der Freude ausgeschlossen, die der Herr uns bringt«. Wer etwas wagt, den enttäuscht der Herr nicht, und wenn jemand einen kleinen Schritt auf Jesus zu macht, entdeckt er, dass dieser bereits mit offenen Armen auf sein Kommen wartete.“ (3)
Wooow! Erstmal tief durchatmen! Es ist Abend, die Patienten neben mir schauen Fernsehen, und ich soll „noch heute“ meine Begegnung mit Jesus Christus erneuern? Das heißt ja: heute bis 24 Uhr! Klar, er hat meine Kindheit und mein Erwachsenwerden begleitet und seit meinem 27. Lebensjahr gehen wir ganz bewusst zusammen die gewundenen Wege meines Lebens, aber nun liegt ein neuer Abschnitt vor mir und die Weichen, die gestellt werden müssten, liegen noch im Nebel. Ich beschließe, eine Nacht über dieser Herausforderung zu schlafen und will mich morgen neu „von ihm finden lassen“.
Am nächsten Vormittag nach der Visite lese ich Nr. 3 nochmal genau und vollständig durch. Es versetzt mich in eine merkwürdige innere Unruhe, die ich schon einmal gespürt habe. Sie ist mir aber nicht unangenehm. Ich darf noch nicht aufstehen, sonst würde ich herumlaufen. Dann tue ich das, wozu PP. Franziskus „jeden Christen“ einlädt, hier im Krankenbett, im Angesicht meiner Mitpatienten mit unhörbaren Worten: „Jesus, Du bist immer bei mir. Du bist mein Wegbegleiter durchs Leben. Ich danke Dir, auch für die wohl erfolgreiche OP. Ich bitte Dich, sei auch weiterhin der Herr in meinem Leben, dem ich alles anvertrauen darf. Du fängst mich mit offenen Armen auf, wenn ich zu fallen drohe, und Du bist schon da, wo ich erstmal nur Nebel sehe. Zeige mir den Weg, den ich gehen soll und kann. Segne die Menschen, die hier für mich da sind und beschütze alle zu Hause. Ich mag Dich sehr!“ Gänsehaut.
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[Hier kannst Du Dir einen Kurzüberblick von Evangelii Gaudium als pdf-Flyer herunterladen]
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