In der FAZ von heute (Datum s. oben) wird der Briefwechsel zwischen den Leitern der EKD und der kath. Bischofskonferenz über das Lutherjahr 2017 (500 Jahre Reformation) kommentiert (auf S. 4+8). Ich stimme Heinrich Bedford-Strohm zu, der „eigentlich ein Christus-Jahr“ gefeiert sehen möchte. Sowohl evangelischer- wie auch katholischerseits haben wir heute für die Plausibilität des christlichen Glaubens überhaupt zu kämpfen. Wegweisung in die Zukunft der Kirche (aller Kirchen) ist nicht das Umrühren eines ökumenischen Breies.
Vielmehr zeigt der päpstliche Schulterschluss mit Vertretern der Internationalen Evangelischen Allianz (also mit der evangelikalen Welt) am 8. Mai 2015, was den „Großkirchen“ in unserem Land weitgehend fehlt und welches Miteinander die Katholiken auf dem Weg zur Einheit jetzt brauchen:
- Begegnung mit Jesus Christus als Person (statt ideologischem Fürwahrhalten einer Weltanschauung),
- geistliches Wachstum durch Glaubenskurse
(statt frommer Brauchtumspflege), und - missionarische Leitbilder aller Gemeinden und Gemeinschaften
(statt Jammern auf hohem Niveau über den ideeellen Bankrott der Kirchen in der Gesellschaft).
Das kann man alles im Programm „Evangelii Gaudium“ (bes. Nr. 3+164) nachlesen. Evangelisierung mit dem traditionell ausgedrückten Dreischritt „erwecken – heiligen – evangelisieren“ heißt im 21. Jhdt. „für Jesus entscheiden – im Glauben wachsen – zum Glauben einladen“. Christen und ihrem Leitungspersonal stehen dafür alle professionellen Methoden offen. Unternehmergeist ist in der Mission auch ein Charisma des Heiligen Geistes.
Wir brauchen ganz viele solcher „schmalen Grate“, auf denen Christen aufeinander zugehen und voneinander lernen. Nicht nur auf höchster Ebene, sondern hier bei uns an der Basis:
- Macht mit und engagiert Euch in Gemeinden, in denen nicht die Vergangenheit betrauert, sondern die Zukunft schon gelebt wird! Wo es das nicht gibt, sammelt Gleichgesinnte und gründet neue Gemeinden. Beschränkt Euch nicht auf Kirchenmusik, Diakonie oder private Hauskreise!
- Lasst Euch dabei nicht vom konfessionellen Firmenschild irritieren, das noch an der Tür hängt, sondern bringt die ganze Bandbreite Eurer Glaubenserfahrung ein!
- „Nehmt einander an…“ [Jahreslosung 2015], seid offene Gemeinden für Christen anderer Konfessionen und bedrängt einander nicht mit theologischen Überheblichkeiten!
Es geht um Jesus Christus und um alle Menschen, die er liebt, nicht um menschliche Weisheit und Erkenntnis von Theologen. Auch und gerade beim Thema Reformation, ganz kooperativ. Die Zeit apologetischen Nebeneinanders ist vorbei.