Zukunftsforum 2019 (1)

Zukunftsforum 2019 (1)

Jesu Sache auf neuen Wegen voranbringen!

Ich war beim Zukunftsforum der Evangelischen Allianz in Deutschland vom 31.10.–02.11.2019 im beeindruckend modernen [Elim-Gemeindezentrum] in Hannover. Im Vorfeld konnte ich meine Erwartungen kaum bändigen: Ich habe bei „Hierarchie 1.0“ [abgemustert, und angeheuert] bei „Kirche 4.0“ – eine große Gnade, in meinem 3rd Life erleben zu dürfen, was eine Gemeinde der Zukunft ausmacht und wie sie „funktioniert“. Kann es da noch so etwas wie „oben drauf“ geben? Ich war gespannt wie ein Flitzebogen! Wie sehen die Visionen der Youngster (Joel 2, 28) für die Zukunft des Reiches Gottes in Deutschland aus? Meinen Bericht kann ich an die offizielle Version der EAD (wie sie in Zukunft mit ihren vielen Nationalitäten heißen soll, nicht mehr DEA) anhängen. Ich setze sie kursiv:

Nach dem Abschluss des ersten ZukunftsForums der Deutschen Evangelischen Allianz hat sich ihr Vorsitzender Ekkehart Vetter „sehr dankbar“ geäußert: „Wir haben erlebt, dass unsere Allianz lebt: nicht nur organisatorisch, sondern dass wir über alle Generationen und Denominationen gemeinsam Jesu Sache voranbringen! Wir nehmen die größeren Zusammenhänge wahr: Einheit, Gebet, Bibel, Evangelisation, gesellschaftliche Verantwortung und Digitalisierung.“ Sein Stellvertreter Siegfried Winkler freute sich über „die hier erlebte Einheit, welche die Schönheit der Allianz zeigt“. Der Allianz-Generalsekretär Reinhardt Schink freut sich: „Unser Herzensanliegen, in den Städten und Orten Allianz zu leben, ist durch die Ergebnisse sehr gestärkt worden!“

Elim-Gemeinde Hannover
Elim-Foyer
Langsam füllt sich der Saal

230 Teilnehmer – engagierte Christen der jüngeren Generation plus etablierte Verantwortungsträger – kamen in Hannover im Gemeindezentrum der Elim-Gemeinde zu Gebet, Vorträgen und Kreativ-Workshops zusammen. Mehr als 12 Nationalitäten waren darunter. Der neue EAD-Geschäftsführer Reinhardt Schink stellte sich der Versammlung vor und gab während der Tage mit motivierenden Interventionen das Tempo der Beratungen vor.

In sehr verschiedenen Formaten – Grundlagenvorträge, Praxisbeispiele, Zukunftsreferate, Barcamp-Sessions, Gebetszeiten, Diskussionsrunden – erarbeiteten die Teilnehmer eine Reihe möglicher Zukunftsprojekte in den Themenfeldern Gebet, Bibel, Evangelisation, Gesellschaftsverantwortung, Einheit und Digitalisierung. Was wie ein wilder Mix aussah, konkretisierte sich am dritten Tag zu 20 neuen Strategien und Projekten, welche die Allianz in Deutschland vor Ort und in ihrer Netzwerkfunktion stärken sollen.

Jörg Dechert, Vorstandsvorsitzender von ERF-Medien und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands der Allianz, fasst die Schwerpunkte so zusammen:

Evangelisation:
Es gibt immer mehr säkulare Ahnungslose und immer mehr christliche Erwartungslose. Evangelisation heißt, zunehmend mit ihrer Identitätsdefinition überforderten Menschen ihre gottgegebene Identität zu zeigen und ihnen Heimat zu vermitteln.
(Impulse: Frank Bauer, JMEM Deutschland; Oliver Ahlfeld, Startup-Referent des Gnadauer Gemeinschaftsverbands)

Gebet:
Gebet ist der Beginn eines Aufstandes gegen die Unordnung der Welt (Karl Barth). Gebet stellt sich in die Vollmacht des Vaters hinein und der Vater verändert durch dieses Gebet die Welt. Den Wert von Gebet haben manche aber ein Stück weit verloren, weil wir alle so gerne Macher sind.
(Impulse: Elke Mölle, Gebetshaus Augsburg; Daniel Gruber, Gebetshaus Freiburg)

Bibel:
Der Großteil der Menschen wird über die Bibel nur noch das wissen, was wir Christen ihnen zeigen. Aber eine von uns nur behauptete Relevanz der Bibel wird immer weniger automatisch akzeptiert. Wir müssen neu erkunden, wie Menschen die Relevanz der Bibel von sich aus erkunden.
(Impulse: Andreas Klotz, Bibellesebund; Christoph Rösel, Dt. Bibel-Gesellschaft)

Gesellschaftsverantwortung:
Die christlichen Werte in unserer Gesellschaft verblassen langsam, weil sie entkoppelt sind von Christus. In dieser Welt brauchen wir reife, balancierte und auf Christus ausgerichtete Persönlichkeiten. Jesus kam nicht nur als Erlöser, sondern um die Herrschaft des Vaters wiederherzustellen. Jünger Jesu können wir nur als Lernende sein. Wenn wir die Gesellschaft verändern wollen, können wir nicht uns selbst nicht verändern wollen. (Impulse: Hans-Günter Schmidts, SRS; Keith Warrington, JMEM)

Digitalisierung: Dieses Themenfeld wurde kurzfristig vom 20-köpfigen Vorbereitungsteam noch nachgeschoben. Dass die Allianz in den New Media präsent sein muss, braucht man heute nicht mehr zu betonen. Das geht aber die Ortsallianzen in besonderer Weise an, weil auf dieser Ebene die Basisinformationen über eine lebendige Allianzarbeit abgerufen werden. Dazu gehören auch alle Veranstaltungen der Mitgliedsgemeinden, die für den Ort relevant sind. Digitalisierung wurde in mehreren Workshops thematisiert. Konkret wird u.a. an verschiedenen Vernetzungs-Apps und an einem Projekt-, Veranstaltungs- und Methoden-Pool gearbeitet, der bis Juli 2020 abrufbar werden soll, damit Interessenten bundesweit auf gute Events oder Gruppenarbeiten zugreifen können. (Impulse: Jörg Dechert, ERF-Medien; Christian Sterzik, EKD-Stabsstelle für Digitalisierung)

Einheit: Jesus hat gesagt, dass seine Jünger eins sein sollen. Dürfen wir selbst entscheiden, ob wir uns mit anderen eins machen wollen, obwohl Jesus es längst entschieden hat? (Impulse: Ekkehart Vetter, EAD-Vors., Andrea Meyerhoff, „Gemeinsam für Berlin“) E. Vetter hat seinen Impuls als [sehr lesenswerten Kommentar] veröffentlicht.

Angeflasht durch 2 Mal 6 15 Min.-Impulse mit jeweils 2–3 Best-Practice-Beispielen haben die Forums-Teilnehmer dann 19 Barcamp-Workshops selbst auf den Weg gebracht und moderiert (ohne Gewähr für korrekte Formulierungen):

  1. Jesus digital erleben (digitale Ressourcenplattform der EAD ab August 2020);
  2. Gebetskultur in der Gemeinde und Gebetsgruppe hier und jetzt beim Zukunftsforum;
  3. Eine Nachbarschafts-App, um Christen zusammenzubringen;
  4. Beziehungsevangelisation in den Generationen Y + Z;
  5. CO2 einsparen;
  6. Wie geht eine generationsübergreifende Ortsallianz?
  7. Interkulturelle Gemeinden entwickeln;
  8. Einheit zu einem Thema der Leidenschaft machen;
  9. Miteinander der Generationen fördern;
  10. Christen in politischer Verantwortung unterstützen;
  11. Die Kirche für Single-Arbeit begeistern;
  12. Unternehmerisches Denken im Reich Gottes fördern;
  13. Eine Evangelisationskultur fördern;
  14. Einen professionellen christlichen YouTube-Kanal entwickeln;
  15. Mission in christlichen Kitas und Schulen betreiben;
  16. Männer für Nachfolge begeistern (Männergipfel 20.-22.03.2020);
  17. Eine [multikonfessionelle Gemeinde] gründen;
  18. Eine neue „Sex-Theologie“ für Gemeinden promoten;
  19. Musik von morgen und prominente Künstler im Leib Christi zusammenbringen.
Noch leer: Das Sessionboard für die Barcamps
Vielfalt und Leidenschaft: Lange Schlange mit Session-Vorschlägen für das Barcamp beim #deazukunftsforum (EAD-Foto: K. U. Ruoff)

Die Umsetzung der 20 Projekte wird in den jetzt etablierten Projektgruppen starten, teilweise zusammen mit bestehenden Arbeitsgruppen. Bei SPRING (Jugendkonferenz) in der Osterwoche wird es Zeit und Gelegenheit zur Vertiefung geben, ebenso bei der Allianzkonferenz und den Regionaltreffen, die in Kürze starten (siehe Grafik unten).
Mit einem berührenden (weil spontan nachts ausgearbeiteten) Statement führte Karsten Hüttmann (Vors. des Christival) die Forums-Teilnehmer zur grundsätzlichen Frage: Warum erleben wir Entkirchlichung und nicht eine breite Bekehrung angesichts der missionarischen Kompetenz der Allianz? Seine Analyse:

  1. Es fehlt nicht an Mitarbeitern und Methoden.
  2. Es liegt nicht an den Menschen unserer Gesellschaft.
  3. Es ist keine Frage der Machbarkeit. Bekehren kann nur der Hl. Geist. Er ist immer noch derselbe wie am 1. Pfingsttag!
  4. „Die Einheit des Mundes ist lauter als die Einheit des Herzens.“ Keiner von uns ist besser, richtiger, biblischer als die anderen.
  5. Wir sollten uns unter die mächtige Hand Gottes beugen. Wir haben auf diesem Forum nicht über Buße/Kehrtwende (bei uns selbst, bei unseren Engagements) gesprochen.
  6. Beten, fasten, stille sein kommen zu kurz! (vgl. dazu die strategischen Thesen des [„Missions-Manifests“] der MEHR!-Konferenz 2017!)

Zwischen Gebet und Strategien darf es keine unlösbare Spannung geben. Sie müssen integrale Bestandteile sein unserer Prototypen, Plattformen, Netzwerke, Pioniergruppen, Gottesdienste, Events, kurz: aller unserer Engagements. „Wie kann man Gebet als Strategie verkaufen, wo es doch vor allem pure Beziehung und Leidenschaft ist?“ (Daniel Gruber #deazukunftsforum19)

Konsequenz am Samstag: Statt des Mittagessens wurde zu einer pausenfüllenden Gebetszeit im „Raum der Stille“ oder in weiteren Kleingruppen eingeladen.

Der „Raum der Stille“ im Elim-Gemeindezentrum
„Fishbowl“-Podium zum Abschluss zuerst mit dem Geschäftsf. Vorstand, dann dem Hauptvorstand und darauf mit allen.

Was nehme ich mit nach Hause?

Der Ruf „SEID EINS!“ war leidenschaftlich und quasi „mit Händen zu greifen“ (Ekkehart Vetter, Andrea Meyerhoff, Karsten Hüttmann, Bernd Oettinghaus). Der Grund für den von Karsten Hüttmann benanntem Mangel an Bekehrung liegt an unserer eigenen Geistlosigkeit (also: Weiter, liebe Pfingstbewegung!) und an unseren konfessionellen Differenzen. Da ist es einfach gut, thematisch und kategorial so eng wie möglich zu kooperieren und die Reihen zu schließen. Das gilt nicht nur für solche Highlights wie eine Zukunftswerkstatt, sondern auch für die „Niederungen des Alltags“ in den Ortsallianzen. [Gemeinsam zu evangeliseren] als neue Phase der Ökumene [Imperative 4+5 von Lund] beinhaltet das Risiko, unsere konfessionellen Dogmatiken (es ist der Heilige Geist, der hier aktiv ist!) ins Rutschen bringen zu lassen. Sind wir dazu bereit? Sind wir in der Lage, uns die dafür nötige Umkehr von Gott schenken zu lassen? Dazu brauchen wir nicht nur die theologischen Kommissionen (die ja dran sind an den Themen Kirchenverständnis und Amt!), sondern vor allem an der Basis: Gebet! Und zwar Miteinander! Und damit das kein Rückzug in eine fromme Ecke ist, gehen wir mit den Gebetsgruppen aus den Gemeinderäumen raus und präsentieren uns in der Öffentlichkeit.

Wo sonst kann man erleben, wie einmütig z.B. Baptisten und Katholiken u. a. im Geiste sein können?

Was mir noch aufgefallen ist:
Die Veranstaltungsformate von Jugendevents und „normalen“ Konferenzen gleichen sich immer mehr an! Das hat etwas mit der digitalen Präsentation und Aufarbeitung zu tun (siehe die Videoclips auf dieser Seite). Es werden ja auch dieselben Lobpreislieder gesungen. (Musik verbindet ungemein!) Es sollte also langfristig auf den Prüfstand kommen, ob wirklich jede Denomination und Gemeinschaft immer ihre ganz eigenen Veranstaltungsformate jeweils für Jugendliche und Erwachsene durchführen muss, denn methodisch und inhaltlich laufen sie immer paralleler. (Ich werde daher 2020 nicht mehr zum [Willow-Leitungskongress] fahren, der hier allerdings [Marksteine gesetzt] hat.) Die kommenden EAD-Regionalkonferenzen können hier kategorial besser die Arbeit an Zukunftsperspektiven weiterführen, als wenn jede Konfession ihr eigenes Ding macht. [Pfingsten 21] wäre so ein Beispiel für wachsende multikonfessionelle Kooperation. (Ich wünsche mir für diesmal, dass Vertreter des MV und des BFP als Gäste eingeladen werden!) Das alles ist noch richtig stark ausbaufähig!

[Meine eigene Barcamp-Session]

Weitere [Fotos und Kurzkommentare] während der Veranstaltung bei Instagram!

Bericht im [Medienmagazin „pro“].

[News-Kategorie] auf der EAD-Homepage.
Hier werden nach und nach alle Infos und Impulse des Zukunftsforums 2019 abrufbar sein.