Was wollen wir eigentlich?

Was wollen wir eigentlich?

Eine beachtenswerte Kolumne hat der Spiegel jüngst veröffentlicht. Ferda Ataman motiviert dazu, konstruktiv in die Zukunft zu gehen, also etwas Neues aufzubauen, statt über No-Gos zu jammern:

[https://www.spiegel.de/kultur/was-wollen-wir-eigentlich-kolumne-a-52dcc64a-3e7b-44ce-92c6-a4826344ae02]

Politisch habe ich [schon vor drei Jahren] darauf hingewiesen. Aber auch kirchlich finde ich Atamans Analyse alltagstauglich. Wenn ich die Hierarchie der römischen Kirche in ihrer historisch gewachsenen Form sowohl als so nicht gottgewollt, weil sie vielfältigen Missbrauch per System ermöglicht, als auch nicht mehr zeitgemäß nicht nur in Frage stelle,

sondern das römische Hierarchiesystem ablehne, dann muss natürlich die Frage lauten: Wie soll es denn aber besser gehen? Antwort: Mit einer synodalen Kirchenverfassung und einer unabhängigen Kontrollinstanz, also einer Art Gewaltenteilung.

Warum denn nicht? Schließlich handelt es sich bei der Kirche / den Kirchen um Menschen, die miteinander auskommen müssen. Sakramentalität der Kirche/n wird gründlich missverstanden, wenn sie das Heil der Welt durch Kirchenverfassungen garantieren möchte. Herr ist Jesus Christus, und er ist überall dort gegenwärtig („Sakrament“), wo sich „zwei oder drei in seinem Namen versammeln“ (Mt. 18, 20). Das heißt: Nachfolger der Apostel sind alle Getauften. Das „römische“ ist auch „nur“ (!) ein Glied am Leib Christi in unserer Zeit.

Mk 10, 43 et par. beschreibt genau, wie Leitungsvollmacht und Hirtendienste beschaffen sein müssen (oder z. B. 2. Kor. 1, 24). In vielen Freikirchen kann man studieren, wie „synodal“ funktioniert und welche Stärken und Schwächen deren Verfassungen haben. Modellcharakter haben die Personalgemeinden, die aus der Hochschulpastoral hervorgegangen sind und die es in vielen Uni-Städten gibt. „Kath. Freikirchen“ nenne ich sie  etwas salopp. Wenn auch als kleine Minderheit als e. V. und selbst finanziert, sind sie doch real vorhanden und sollten sich viel stärker zu Wort melden.

Und wie steht es bei mir persönlich? Was will ich denn, wenn ich nicht nur kritisiere und No-Go-Forderungen stelle? [Meine Berufung] steht [seit Pfingsten 21] 2016 auf einem fünffältigen Fundament:

  • Brücken bauen,
  • Türen öffnen,
  • Räume schaffen,
  • Beziehungen knüpfen,
  • Horizonte weiten.

Ganz aktiv! Das versuche ich in drei Engagements zu leben:

  • Ich bin dabei, wenn [in meiner Stadt viel gebetet] wird, möglichst 24 Std. an 7 Tagen der Woche,
  • ich will, dass der Glaube [in überschaubaren Gruppen gelebt] wird, die immer wieder einladen und sich teilen, wenn sie zu groß werden (in meiner Stadt gibt es nur eine Gemeinde, in der ein solch missionaler Weg organisiert gegangen werden soll),
  • und ich will, dass in der Evangelischen Allianz alle missionarisch ausgerichteten Gemeinden und Initiativen zusammenarbeiten, über alle (!) Konfessionsgrenzen hinweg.

Im Zukunftsforum der Evangelischen Allianz träume ich von der ersten [richtig multikonfessionellen] Gemeinde – und arbeite an einer zielführenden Strategie. Ich glaube einfach, dass wir mit unserem „Ja – aber…unsere Tradition…“ Joh. 17 und damit den Willen Jesu Christi verraten.