Im Katholischen nichts Neues

Im Katholischen nichts Neues

Der „Synodale Weg“ im deutschen Katholizismus ist nicht beendet. Drei Jahre lang wurde beraten, mitunter „gerungen“. Herausgekommen ist ein bisschen Zeitgeist – ich finde das sehr bitter, und entsprechend wird weiter gejammert bei Hauptamtlichen und Gemeindemitgliedern. Vorher gab es schon einen vierjährigen „Dialogprozess“, bei dem immerhin Kleriker und Laien an runden Tischen saßen. Das Schlussdokument hat kaum jemand gelesen. Das waren nun sieben Jahre!

Das Fragezeichen bleibt immer noch.

Und nun soll ein „Synodaler Ausschuss“ gegründet werden, der wiederum drei Jahre lang (7+3=10) einen „Synodalen Rat“ vorbereitet. Inzwischen sind der kath. Kirche in Deutschland so viele Mitglieder weggelaufen, dass so etwas mit den gegenwärtigen Ansprüchen an Ausstattung, Personal und Kosten überhaupt nicht finanzierbar sein wird. Zudem steht das Projekt weltkirchlich unter großen Vorbehalten: Aber nicht, weil keiner mehr an eine echte Erneuerung der kath. Kirche aus dem Geist Gottes glaubt, sondern weil eine traditionsbewusste Lobby gar keine Erneuerung, keine [Kehrtwende der Pastoral (EG)] und keine geistliche Erneuerung will! Sogar in der [Charismatischen Erneuerung]s-Bewegung nehmen deren Protagonisten immer mehr zu. Die [Missbrauchsverbrechen] von Hauptamtlichen und [das „laute Schweigen“] der Gemeindemitglieder dazu, sowie die rasanten Austrittszahlen machen den bisherigen Umgang mit dem Weiheamt, mit Macht und Leitungskompetenz in einer Art und Weise obsolet, die in keinem Unternehmen Bestand hätte. Der deutsche Katholizismus ist innovationsresistent, von einigen leider nur punktuellen Ausnahmen abgesehen.

Dabei gibt es eine charismatische Vision, die PP. Franziskus zu Beginn seiner Amtszeit veröffentlicht hat [„Evangelii Gaudium“] und die im deutschen Sprachraum mehr oder weniger ignoriert und gar nicht verstanden wurde – (eben weil sie im besten Sinne charismatisch und ein geistlicher Weg ist), geschweige denn dass national, regional oder lokal eine strategische Leitbilderstellung erfolgt ist (das ist in der südlichen Hemisphäre ganz anders!). Stattdessen meint man, mit „Ehe für Priester“, Frauenweihe und Segnung gleichgeschlechtlicher Paare den systemischen und geistlichen Bankrott aufhalten zu müssen. Ein trauriges Fazit! Und [weltkirchlich eine Sackgasse] obendrein.

Dieses Herumkurieren an Symptomen schätze ich als Ablenkungsmanöver ein, um sich nicht der Frage nach der systemischen Legitimität eines Weiheamtes zu stellen, das Verbrechensvertuschung überhaupt erst möglich macht. Die Sakramentalität der Kirche beruht doch nicht auf der Struktur ihrer in Jahrhunderten gewachsenen Ämter, sondern auf Mt. 18, 20 und dem Missionsauftrag in Mt. 25 – den der deutsche Katholizismus verraten hat und immer noch verrät, und das offensichtlich mit Erfolg. Die Zahlen sind auch für die Pfarreien eindeutig.

Jesus hat keine Priester, Bischöfe und Päpste geweiht, sondern hat einfache Leute in ihrem beruflichen Kontext (!) als Follower gerufen und als Missionare ausgesandt. Paulus hat dann gemerkt, dass diese Leute unterschiedliche Begabungen haben. Nicht jede/r hat alles, aber jede/r hat etwas. Daraus entstehen sehr früh [die kirchlichen Dienste Apostel, Hirten, Evangelisten, Lehrer, Propheten]. (Eph. 4, 11-13) Auch diakonisches Handeln wird sehr früh geregelt. Dass im Rahmen der Staatskirchen-Entwicklung alle Charismen und Dienste vom Weiheamt aufgesogen und Gemeindemitglieder zu bloßen Konsumenten der amtlichen Gnadenvermittlung degradiert wurden, ist weder biblisch begründbar, und schon gar nicht als „von Gott so eingesetzt“ zu verwechseln, wie manche Bischöfe leider auch in Deutschland uns glauben machen wollen.

Die Weltweite Evangelische Allianz nimmt den Papst in ihre Mitte, und sie beten gemeinsam (08.05.2015).

Ich selber habe mich zehn Jahre lang daran abgearbeitet, was hier im Blog nachzulesen ist. Nun bin ich alt geworden und habe nicht mehr allzuviel Zeit. Die Konsequenz: Ich möchte keine „Liegestühle auf einem sinkenden Kreuzfahrtschiff hin- und herschieben“ [Tomáš Halik] und arbeite in einer Gemeinde mit, in der die Vision von PP. Franziskus [schon lange zur DNA gehört] – ohne dass ihr das bewusst ist, denn sie gehört zur „Mutter der Pfingstbewegung“ in Deutschland, dem mittlerweile „vernünftig charismatischen“ [Mülheimer Verband freikirchlich-evangelischer Gemeinden]. Ein Glaubens-Abenteuer, mit dem ich [so nicht gerechnet habe]. Ein 3rd Life in einer Pfingstkirche, und ausgerechnet der kath. Papst hat bei mir dafür gesorgt!

Sein Schlagwort von der pastoralen „Conversión“ (span. Kehrtwende, Bekehrung), das schon in der Übersetzung von Evangelii Gaudium 2013 sehr verharmlosend als „Neuausrichtung“ missverstanden wurde, ist in der Transformationsforschung z.B. an der CVJM-Hochschule Kassel und in der „fresh-X“-Bewegung weiterentwickelt worden, ohne dass diese ihre „katholischen“ Ursprünge („Theologie der Welt“ von Joh. Bapt. Metz) benannt hat, und ohne dass die Zukunftsfähigkeit der freikirchl. Perspektiven in den Traditionskirchen überhaupt wahrgenommen wird. Diese ökumenische Blindheit auf beiden Seiten ist schon verhängnisvoll…!

Ich bin also keinesfalls „aus der Kirche ausgetreten“, sondern in eine geistliche Bewegung eingetreten – und [rückblickend] sogar nach geradezu klassischem Muster: „Postulat“ im  [Ostergarten-Projekt] 2015, drei Jahre „Noviziaŧ“ und Minijob als Webmaster des Mülheimer Verbands, „zeitliche Profess“ mit der Bindung an die [Andreas-Gemeinde Osnabrück] 2017 und Training-on-the-Job als Schriftführer im Vorstand der [Evangelischen Allianz Osnabrück] , und „ewige Profess“ mit der [Erwachsenentaufe 2019]. (Mir ist schon klar, dass ich damit und mit der [Ablehnung des herkömmlichen Weiheamtes] als Zukunftsperspektive „in meiner alten Firma“ katholische Kirche rechtlich als Häretiker gelte und exkommuniziert bin, obwohl ich nicht aus der Kirchensteuer-Solidarität austrete, denn dem Bistum Osnabrück und den ehem. Bischöfen Wittler und Bode verdanke ich persönlich sehr viel.)

Meine Berufung „Brücken bauen, Türen öffnen, Räume schaffen, Beziehungen knüpfen, Horizonte weiten“ geht also ungebremst weiter, und dennoch möchte ich 2024 mit Erreichen des 75. Lebensjahres die Karten unter Führung des Heiligen Geistes (ja: what would Jesus do today?) neu gemischt haben. Ich werde kürzer treten, Engagements beenden und neue Herausforderungen eingehen. Hass, Krieg und Gewalt bilden eine Spirale, die mir auch in meinem persönliches Umfeld immer näher kommt. Wie [politisch der Glaube] und das Vertrauen auf Gott ist, wird uns noch um die Ohren fliegen und persönlich zum Handeln zwingen!

Zur kath. Kirche wird also in meinem Blog nicht mehr viel zu sagen sein. Viel lieber werde ich Mut machende und neugierig machende Erfahrungen mit Kirche und Gemeinde kommentieren. Wie heißt es so schön in „Evangelii Gaudium“?: „…ohne Beschränkungen und Ängste!“ (EG 33) Sie sind daher in der freikirchlichen Szene angesiedelt. Zwei davon habe ich jüngst erlebt, und davon will ich gerne erzählen!