Der Arbeitskreis „Geistliche Gemeinde-Entwicklung“ des bischöfl. Seelsorgeamtes Osnabrück hat zum [Start-up] eingeladen. „Eine andere Kirche gesucht“ heißt es zeitgleich in der nordostdeutschen Kirchenzeitung (Nr. 10 v. 06.03.2016) auf der Titelseite zum spektakulären [Ausstieg von Thomas Frings] als kath. Pfarrer in Münster. Die Phase der Perspektivlosigkeit ist bei uns vorbei. Das Bistum Osnabrück legt allen Interessierten an einer „anderen“ katholischen Kirche eine Erneuerungs-Strategie vor, mit drei aufeinanderfolgenden Workshops für Pastoralteam- und Gremienmitglieder. Der Workshopkalender bis 2019 liegt fest. Das Priesterseminar geht über die Grenzen seiner Kapazitäten hinaus, so groß ist der Andrang bei diesem recht kurzfristig anberaumten Infotag, und im April muss daher wiederholt werden.
Aber: Aus der kath. Stadtkirche ist bei diesem ersten Mal offiziell niemand dabei, außer zwei Privatpersonen (eine immerhin im aktiven pastoralen Dienst). Ganz deutlich wird mir erst einmal: Es geht um einen spirituellen Prozess! Organisationsentwicklung, Change-Management kommen zwar auch vor, Ziel sind aber [„Gemeindeteams“] die jeweils für drei Jahre mit der Gemeindeleitung innerhalb einer der neuen Mega-Pfarreien beauftragt werden, die den geistlichen Weg ihrer Teilgemeinde im Auge behalten und prägen sollen – und daher erst einmal selbst ihre Tauf- und Firmberufung entdecken und sich vom Geist Gottes leiten lassen. Vor der Evangelisierung der Welt steht die Selbst-Evangelisierung der Kirche und ihrer Teams! Eine alte Forderung von Heribert Mühlen, dem verstorbenen Nestor der Charismatischen Erneuerung (CE). Evangelisierung ist der zentrale Programmpunkt PP. Franziskus‘ für die Zukunft der Kirche. Er war ja bis zur Papstwahl Beauftragter der argentinischen Bischofskonferenz für die CE, dem katholischen Zweig der weltweiten Pfingstbewegung. Ohne Einladung zur persönlichen Bekehrung ist die pastorale Kehrtwende zur Erneuerung des gemeinsamen Priestertums aller Getauften („Gemeinsam Kirche Sein“ S. 14+15 spricht sogar von der „geistlichen Autorität“ der Laien) und zur charismatischen Ausrichtung des Gemeindelebens (in „Gemeinsam Kirche Sein“ 57 Mal auf 51 Seiten) nur eine Sprechblase. Davon haben wir bisher wahrlich schon mehr als genug bekommen.
Also beginnen wir mit einer Versammlung um das Wort Gottes. Auf einem Lesepult in der Mitte liegt eine dicke Bibel. Jemand zündet eine große Kerze an, als Zeichen für Jesus. Wir laden ihn in unsere Mitte ein (mit freiem Gebet nach der „Popcornmethode“). Wir teilen miteinander die Berufungsgeschichte des Mose Ex./2. Mos. 3, 1ff in den bewährten sieben Schritten. Die persönlichen Eindrücke geraten zu Fürbitten, in die wir jeweils mit dem Liedruf: Geh mit uns auf unserm Weg… einstimmen. Danke Jesus, dass es nicht wieder nur um eine Strukturmaßnahme geht, und dass nicht nur „top-down“ gedacht wird, sondern dass in den Workshops „bottom-up“ bei den Gemeindemitgliedern gefragt wird. Und danke, dass dieser Teil nicht nur schnell abzelebriert wird, sondern mit einer guten Stunde schon fast das Vormittagsprogramm ausfüllt. Danke Jesus, dass hier gelernt wird, frei zu beten. Diese Gottesdienstform, die auch von den Gemeindeteams weiter gepflegt werden soll, hat durchaus ihren freikirchlichen Charme!
Bei mir bleibt Vers 10 hängen: „Und jetzt geh… Warte nicht länger. Da wo Du (gerade) stehst, ist heiliger Boden!“ Mein Jahr als Volunteer in einer Gemeinde, in der Gebet und Evangelisierung schon zu ihrer „DNA“ gehören (wiewohl gerade das auch ihre Baustelle ist) hat mir Orientierung für mein angebrochenes 3rd Life und eine unverhoffte Berufung geschenkt. Jetzt neigt sich dieses Abenteuer des [Jahres des Atemholens] offensichtlich seinem Ende zu. Die Zurückhaltung eines Kundschafters werde ich nach und nach ablegen und aktiv in missionarische Projekte einsteigen. Eine neue Phase beginnt: „Training-on-the-job“!.
„Zentrum für Gebet und Evangelisation“ zu werden, wie das Ziel der pastoralen Kehrtwende in den päpstlichen Masterplänen lautet, hat die Pfarreiengemeinschaft meines Wohnortes in den nächsten Jahren eher nicht auf der Agenda. Meinen Infogesprächen zufolge geht es vorrangig um organisatorische und ökonomische Probleme, die noch gelöst werden müssen. Mir ist klar, dass dies sicher nicht mein Ding sein wird. Kirchliche Grundaufgaben müssen jetzt angepackt werden, nicht erst in ein paar Jahren, wenn die Fusionen zu Mega-Pfarreien gelaufen sind. Bereits jetzt greift das Konzept der „Mixed economy“, das heißt jetzt neue Gemeindeformate (Ekklesien) zu gründen und eine Belegschaft zu sammeln, die Lust hat, ganz neue Wege zu beschreiten.
Ich werde also nicht länger warten, mich jetzt auf den Weg machen, und treffe zwei Entscheidungen:
- Die Gemeinde meines „freiwilligen Jahres“ bleibt wegen ihres missionarischen Profils („DNA“) mein spiritueller und pastoraler „Betriebshof“, von dem aus ich
- beim Aufbau eines neuen Gemeindeformates („Ekklesie“) in meiner Stadt mithelfen möchte, dessen Hauptaufgaben Gebet und Evangelisation sind.
Ob es tatsächlich zu einem Gebetshaus-Projekt kommt, möchte ich bis zum Sommer endgültig abgecheckt haben. Die [„Unterscheidung der Geister“] ist also noch nicht ganz abgeschlossen, aber viele Indizien, die eine Berufung ausmachen, habe ich zusammen mit kompetenten [Berater/inne/n] schon untersucht.
Eine (wissenschaftliche) Sozialraumanalyse der Stadt mit Perspektive auf den „spirituellen Grundwasserspiegel“ liegt auch bereits vor. Wir werden sie nach und nach aktualisieren müssen und Sensibilität für den Kairos („was ist nach dem Willen Gottes jetzt dran für Osnabrück?“) lernen. Eine neue [konfessionelle Gemeindegründung] ist ja bereits schon auf dem Weg. Ein Gebets- und Evangelisierungszentrum hätte noch einmal ein anderes Profil und ist zunächst einmal ein „Haus aus lebendigen Steinen” (1. Petr. 2, 5), die „der Stadt Bestes suchen” (Jer. 29, 7), bevor nach einem längeren Prozess vielleicht ein geografischer Standort des „Zu-Atem-Kommens“ mitten in der City angesagt ist. Ich möchte und kann darauf achten, dass wir unbedingt kooperativ arbeiten angesichts der bunten ökumenischen Landschaft bei uns, und dass unser Projekt anziehend wird für alle, die sich auch sonst für unsere Stadt engagieren: kulturell, ökonomisch, hinsichtlich der Lebensqualität, und politisch. Kirche „erfrischend anders“: kontextuell, über menschliche Grenzen hinweg, mit Jesus in einer Crew, und mit ganz viel Raum für Gottes Geist!
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